Es gibt Restaurants, bei denen man schon Sekunden nach dem Eintreten weiss, dass besser schleunigst der Rückwärtsgang eingelegt werden sollte. Warum die meisten Menschen trotz solcher Vorahnungen nicht flüchten, ist mir schleierhaft. Bis ich es kürzlich selbst erlebte. Herr C. hatte mich abends zu einem Termin begleitet und danach spontan zum Essen eingeladen. Unsere Wahl fiel auf das Zic Zac in Allschwil, welches in der Umgebung bekannt ist für seine Burger und den Biergarten. Wir hatten in den letzten Monaten von Freunden und Bekannten gehört, dass die Qualität gesunken sei und wollten uns selbst davon überzeugen, da wir früher gerne ab und zu dort gegessen hatten. An besagtem Abend hatte das Wetter umgeschlagen und so entschieden wir uns für einen Plätzchen im Innern. Ein Kellner nahm uns in Empfang, geleitete uns zu einem Tisch, legte die Karten nieder und verschwand. Keine Nachfrage, ob uns der Tisch gefällt oder ob wir lieber irgendwo anders sitzen wollen. Mir fiel nur ein Ausdruck dafür ein: Typische Massenabfertigung. Das war der Punkt, an dem ich am liebsten wieder gegangen wäre. Warum wir trotzdem geblieben sind? Hunger. Und zu müde, um noch eine andere Lokalität zu suchen. Wir blätterten durch die Karte und entschieden uns für unsere zwei Lieblingsburger. Sagenhafte fünf Minuten später standen die vollbeladenen Teller vor unsere Nase. Fünf Minuten? Genau, fünf Minuten. Rekordverdächtig. Und auch sonst verdächtig. Wie kann ein Koch innerhalb von maximal vier Minuten zwei Burger, zwei Portionen Pommes und zwei Side Salads zubereiten und anrichten?
Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Um mich abzulenken, beäugte ich die Beilagen genauer. Riesige Stücke Eisbergsalat, mindestens ein Drittel davon bestanden aus nichts als der weissen Mittelrippe. Rechts angetrocknete Karottenstücke, in der Mitte angetrockneter Mais aus der Dose, links geschmacklose Gurkenstücke. Von allem probiert, die Industriesalatsauce als nicht essbar eingestuft (Maggi meets Zuckerdose) und zu den Pommes übergegangen. Diese waren öltriefend, labbrig und kaum gesalzen. Der Burger konnte es auch nicht herausreissen. Labbrige, kaum angewärmte Brötchenhälften. Eine Seite bestrichen mit einem scharfen, nach abgelaufenem Paprikapulver duftenden Tomatenmatsch. (Auf Nachfrage wurde beschieden, dass es sich dabei um BBQ-Sauce handeln soll). Gummiger Schmelzkäse. Die Ananasscheibe aus der Dose war auf einer Seite schwarz. Der Speck fetttriefend, nicht kross, zu kurz gebraten und viel zu salzig. Das Pattie war auf einer Seite ebenfalls schwarz und von komischer Konsistenz. Der Anschnitt offenbarte Fettklümpchen und Knorpelstückchen in der ansonsten komplett homogenen grauen Fleischmasse. Erinnerte mich an einen Burger, den ich Jahre zuvor auf einer Studentenparty gereicht bekam. Billigstes Fleisch und billigste Brötchen aus dem Discounter, lieblos zusammengezimmert. Hauptsache Mampf. Nach ein paar Bissen war mir der Appetit gründlich vergangen und ich schob den Teller zur Seite. Herr C. ass ein bisschen mehr, befand aber auch sein Gericht nur geniessbar, weil er den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte. Während wir auf den Kellner warteten, gaben zwei Damen einen Tisch weiter ihre Burgerteller ebenfalls fast unangetastet zurück. Einige Zeit später tauchte der zuständige Herr auf und erkundigte sich beim Abräumen, ob es denn geschmeckt habe. Nein, hatte es nicht, erkennbar an dem kaum angerührten Speisen. Ich gab ihm eine kurze, freundliche Zusammenfassung. Er nickte und erkundigte sich bei Herrn C., wie es ihm geschmeckt habe. Er äusserte sich in die gleiche Richtung. Kommentarlos verschwand die Bedienung samt den Tellern. Als er Minuten später wieder auftauchte, baten wir um die Rechnung, die auch prompt ausgestellt wurde. Und wie sollte es auch anders sein, beide Gerichte wurden vollumfänglich berechnet. Ebenso die zwei Getränke. Kein "Ich habe ihre Beschwerde an die Küche weitergeleitet" oder ähnliches. Und natürlich auch kein "Darf ich ihnen dafür einen Kaffee auf Kosten des Hauses servieren?". Dafür einen unfreundlichen Blick, als Herr C. die Summe nicht aufrundete.
Wann genau ist eigentlich die Personalschulung auf ein solch furchtbares Niveau herabgesunken? Ausrutscher in einer Küche können immer passieren, aber solch katastrophale Leistungen und dazu noch inkompetentes Personal vergraulen doch auch die willigsten Gäste. Bei uns haben sie es jedenfalls geschafft. Schade, ich mochte den Biergarten. Und die Burger. *soifz*