Es existieren griechische Tavernen, um die man einen grossen Bogen machen sollte. Zum Beispiel um jene an der Strasse von Weil nach Binzen. Solch kulinarische Katastrophen beschäftigen mich noch lange nach dem Restaurantbesuch. Ich frage mich dann beispielsweise, warum die Gerichte so bescheuerte Namen wie Adonis-Teller oder Akropolis-Platte zur Unterscheidung verpasst bekommen. Das Schweinefleisch darauf schmeckt gleich wie das Lammfleisch / gleich wie das Rindfleisch / gleich wie der Fisch. So stelle ich mir Kantinenessen in Nordkorea vor. Muss Leber aussen schwarz und innen gummig sein? Schon mal was von Gemüse als Beilage gehört? Ein Salatblatt auf dem Tellerrand stufe ich weder als Gemüse, noch als Beilage ein. Oder warum werden zu Pastitsio (ein Nudelauflauf, ähnlich wie italienische Lasagne) noch labbrig frittierte Kartoffelspalten und Tomatenreis serviert? Diese Kombination würde ich nicht mal einem Bauarbeiter zumuten.
Womit wir beim eigentlichen Thema wären. Der Tomatenreis des Grauens. Schon mal eine gute Version davon gegessen? Nein? Ich hatte auch noch nicht das Vergnügen. Oft von undefinierbarem Geschmack, unterwürzt, schleimig-matschig-pampig und manchmal noch mit Erbsen aus der Dose angereichert. So wird er als Beilage zu beinahe jedem Gericht serviert. Leider auch in guten Restaurants.Typisch griechisch ist das nicht. Merkt denn niemand in der Küche, wie grässlich dieses Zeug schmeckt? Probieren die ihre eigenen Machwerke nicht? Regelmässig beobachte ich, dass fast alle Gäste um mich herum den Reis unangetastet in die Küche zurückgehen lassen. Noch nie hat sich ein Kellner nach den Grund erkundigt. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass die Bedienung sich wundert, wenn der Reis vom Teller verschwunden ist...
Da ich die Kombination von Tomaten und Reis trotz allem sehr gerne mag, machte ich mich auf, einen richtig guten Tomatenreis zu kreieren. Heraus kam das unten stehende Rezept mit Vollkornreis für den richtigen Biss, frischen Tomaten und Rosinen. Schmeckt warm und sogar kalt, kann gut im Voraus zubereitet werden und sieht... ähem... *räusper*.... irgendwie aus, wie schon mal gegessen. Mist. Ausserhalb des engsten Familienkreises kann ich sowas nicht anbieten. Auch als Mitbringsel zu Grillpartys ist es eher ungeeignet (Was bringt die denn da mit? Eine Schüssel Hundefutter?). Fotogen ist der Reis natürlich auch nicht. Weder Freestyle auf den Teller geklatscht, noch mit einem Schälchen geformt, sieht er einigermassen präsentabel aus. Alle Fotos hatten dazu noch leichte bis schwere Unschärfen. Aus diesem Grund wäre das Rezept wohl nie verbloggt worden, wenn nicht Mel bei Zorra zum Blogevent "Outtakes from your kitchen" aufgerufen hätte.
Ich präsentiere: Den perfekten Tomatenreis! Bitte nur im Dunkeln servieren. Danke.
Für 4 Personen:
- 250 gr Vollkornreis
- 1 El Rapsöl
- 1 grosse Zwiebel, fein gehackt
- 4 frische Knoblauchzehen, fein gehackt
- 1 walnussgrosser Knubbel Ingwer, fein gerieben
- 1 Tl Currypaste
- 1 grosszügiger El Tomatenmark
- 1 grosszügiger El Paprikapaste
- 3 grosse Tomaten
- 250 gr Champignons
- 3 El getrocknetes Suppengemüse und Salz oder Gemüsebrühepulver
- 1 Tl Sumach
- 1 Handvoll Rosinen
- wenig Agavendicksaft
Den Reis mindestens 2 Stunden in kaltem Wasser einweichen, dadurch verkürzt sich die Kochzeit erheblich. Öl in einem Topf erhitzen. Zwiebelstücke darin zwei Minuten anbraten. Knoblauch, Ingwer, Currypaste, Tomaten- und Paprikamark zugeben, einige Sekunden mitbraten. Reis abschütten, abspülen und noch feucht in den Topf geben. Kräftig rühren, bis alle Reiskörner gleichmässig rot gefärbt sind. Mit einem Liter Wasser auffüllen und zum Kochen bringen. Unterdessen Tomaten und Champignons in kleine Würfel schneiden und zum Reis in den Topf geben. 15 Minuten auf höchster Stufe kochen, erst dann salzen und das getrocknete Suppengemüse zugeben bzw. das Brühepulver einrühren. Deckel auflegen und die Hitze reduzieren. Etwa 25 Minuten auf mittlerer Stufe köcherln lassen, bis der Reis gar ist. Alle paar Minuten umrühren, damit nichts anbrennt. Der Reis sollte am Schluss richtig feucht sein, aber nicht in Sauce schwimmen. Eventuell in den letzten 5 Minuten den Deckel abnehmen, damit überschüssige Flüssigkeit verdampfen kann. Sumach und Rosinen einrühren. Mit Salz und wenig Agavendicksaft abschmecken. Ein Tuch zwischen Deckel und Topf klemmen und 10 Minuten auf ausgeschalteter Platte ziehen lassen. Heiss oder zimmerwarm servieren.