Tante Z. war letztes Jahr in Marokko und brachte mir von einer dort ansässigen Frauenkooperative eine Flasche Arganöl mit. Ich muss gestehen, dass ich dieses Öl nur vom Hörensagen kannte und gar nicht genau wusste, um was ich da gebeten hatte. Freudig öffnete ich die Flasche, schnupperte daran und war völlig perplex. Es roch komisch, als ob es verdorben wäre. Zwar angenehm nussig, aber mit einem unerwarteten Hauch von Wüste (erdig-staubig) und Ziege (entfernt moschusartig). Naja, dachte ich mir, wahrscheinlich sind beim Abfüllen ein paar Tropfen daneben gegangen und oben am Verschluss oder Deckel ranzig geworden. Und vielleicht wurde die Flasche zwischen Ziegenhaarteppichen gelagert, was den verwirrenden Geruch erklären würde. Der Geschmackstest bestätigte: Kein Hochgenuss. Enttäuscht stellte ich die Flasche zur Seite, um sie baldmöglichst zu entsorgen.
Am nächsten Tag rief Tante Z. bei Herrn C. an, um sich zu erkundigen, ob mir das Mitbringsel gefällt. Herr C. gab getreulich weiter, dass der Flascheninhalt wohl ins Nirvana übergegangen sei. Sie war sehr verwundert über diese Auskunft, denn ihr Fläschchen schmeckte tadellos. Deshalb liess sie sich den Geschmack genau beschreiben und meinte am Schluss: Da ist nix übergekippt, das muss so sein. Eine kundige Einheimische hatte sie ausführlich beraten, und ihr verraten, dass Ziegen auf Arganfrüchte ganz scharf sind, diese aber oft wieder unverdaut ausscheiden. Und da die Nüsse so kostbar sind, werden sie gesammelt, gereinigt und mit den gepflückten Exemplaren zusammen gepresst. Also quasi das ölige Pendant zum Kopi Luwak Kaffee. Bei der zweiten Verkostung liess ich das neuerworbene Wissen einfliessen und siehe da, plötzlich schmeckte es schon einiges besser. Immer noch gewöhnungsbedürftig, aber nun musste ich mir keine Sorgen mehr um meinen Gesundheitszustand nach dem Genuss machen. Sehr beruhigend. Wie gesagt, es ist sicher nicht jedermanns Sache und die Einsatzmenge und -möglichkeiten ziemlich begrenzt, darum aus meiner Sicht kein Must-have. Zum Herantasten empfehle ich Amlou, eine Art marokkanisches Nutella. Perfekt, um Fladenbrote, Beghrir oder Obst darin zu dippen.
- 1 Teil Mandeln
- 1 Teil Arganöl
- 1 Teil Akazienhonig oder eine andere Sorte ohne massiven Eigengeschmack
Mandeln (Mandelblättchen gehen natürlich auch) nach Belieben rösten und abgekühlt im Mixer oder Zerkleinerer sehr fein mahlen. Öl zugiessen, kurz einmixen, bis eine homogene Paste entsteht. Honig löffelweise von Hand unterrühren. Fertig. In ein sauberes Glas füllen und gleich servieren. Kühl lagern und innerhalb eines Monats verbrauchen. Je nach Vorliebe geschälte oder ungeschälte Mandeln verwenden, die Honigmenge kann natürlich angepasst oder durch Agavendicksaft ersetzt werden und ein bisschen gemahlener Zimt oder wenig Kakaopulver bringen Abwechslung ins Glas. Noch schneller und einfacher geht es mit fertigem oder selbst gemachtem Mandelmus. (Dann aber möglichst ohne Mandelöl, sonst wird's zu fettig. Einfach das Glas neigen und Paste ohne abgesetztes Öl rauslöffeln).