Als Gartenbesitzer ist man bis in den späten Herbst dazu verdammt, unablässig Unkraut zu jäten. Wer regelmässig die grossen Exemplare ausreisst und kleine Sprösslinge unterharkt, kommt mit einem verhältnismässig erträglichen Arbeitsaufwand davon. Lustig wird's, wenn jahrelang (fast) nichts getan wird und irgendwann jeder Zentimeter mit Unkraut zugewuchert ist. Beim Nachbargarten ist genau das der Fall. Flächendeckendes Grün ist ja ganz nett anzuschauen, aber die absolute Hölle, wenn alles zu blühen beginnt und sich kurze Zeit später fröhlich versamt. Die geballte Ladung landet allzu oft, dank dem Wind, auf unseren Beeten und sichert uns so rund um's Jahr Nachschub an unerwünschten Invasoren.
Der Löwenzahn ist dabei unser ärgster Feind. Kaum habe ich ihn bei uns ausgerottet, fängt er drüben en masse an zu blühen und ein paar Tage später ist die Luft voll von herübertrudelnden Samen. Es gibt genau zwei Möglichkeiten, dem zu entkommen: Blüten nebenan rechtzeitig köpfen oder früh genug die Knospen rausstechen bzw. abknipsen. Natürlich ist die erste Variante viel schneller und einfacher auszuführen. Doch wenn ich es rechtzeitig vor der Hauptblüte schaffe, bevorzuge ich die zweite Methode. Die noch dicht in der Rosette sitzenden Knospen (siehe Foto) sind kleiner und fester, dafür können sie nur schlecht ohne Ausstecher oder Rüstmesser gesammelt werden. Diejenigen, die schon auf Stängeln thronen, sind nach dem Einlegen etwas schwammiger, aber auch leichter zu ernten. Unbedingt darauf achten, dass die Knospen noch fest verschlossen sind, sonst öffnen sie sich beim Kochen. Verblüffenderweise stehen sie in Geschmack und Konsistenz richtigen Kapern in keiner Weise nach und können in vielen Rezepten untereinander ausgetauscht werden. Je länger die Kapern ziehen dürfen, desto aromatischer werden sie.
Für vier Gläser à 125 ml Füllmenge:
- 280 gr Löwenzahnknospen
- 3 El & 1 Tl & 1 El feines Meersalz
- 375 ml Weissweinessig
- 125 ml Wasser oder Weisswein
- 2 leicht gehäufte Tl Zucker
- 12 schwarze Pfefferkörner
- 1 Knoblauchzehe
- 1 grosses Lorbeerblatt
Erdnah gesammelte Knospen gründlich von der weissen, flauschigen Umhüllung auf der Unterseite befreien. Bei weiter oben geernteten Knospen die abstehenden kleinen Blättchen und eventuelle Stengelreste entfernen. In ein Sieb geben und gut abbrausen. Einige Minuten abtropfen lassen. Unterdessen eine Glasflasche mit weitem Hals (z.B. eine gründlich ausgespülte Milchflasche) zur Hälfte mit kaltem Wasser füllen. Drei Esslöffel Salz in die Flasche geben und so lange schütteln, bis es vollständig aufgelöst ist. Löwenzahnknospen in die Flasche füllen, kurz durchschütteln. Ein paar werden auf dem Wasser schwimmen, diese mit dem übrigen Teelöffel Salz bestreuen. Flasche mit Deckel oder Klarsichtfolie verschliessen und 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen.
Am nächsten Tag die Knospen in ein Sieb schütten und kurz abtropfen lassen. Unterdessen in einem Topf einen halben Liter Wasser mit dem restlichen Esslöffel Salz zum Kochen bringen. Knospen ins kochende Wasser geben und einmal aufkochen lassen. Sofort abschütten und im Sieb gut abtropfen lassen. Gewürze in die sterilisierten Gläser verteilen. Ich nehme je 3 Pfefferkörner, einen kleinen Schnitz Knoblauch und 1/4 Lorbeerblatt pro Glas mit 125 ml Füllmenge. Knospen mit einem Löffel in die Gläser verteilen. Essig mit Wasser oder Weisswein und Zucker aufkochen. Eine Minute sprudelnd kochen und sofort in die Gläser giessen. Sie sollten bis knapp unter den Rand mit Flüssigkeit gefüllt sein. Gut verschliessen und die Löwenzahnkapern mindestens zwei Wochen (besser 2-3 Monate) ruhen lassen.
Anmerkungen: Die Gewürze können natürlich ganz nach Belieben zusammengestellt werden. Passen würden sicher auch Chilischoten, Senfkörner, Piment oder Wacholder. Wenn sauber gearbeitet wurde, sind die Kapern mindestens ein Jahr haltbar. Nach dem Öffnen bitte im Kühlschrank lagern.
Mein Beitrag zum Event "Aprilfrisch", wo Gerichte mit saisonalen & regionalen Zutaten gesammelt werden.
Und dann noch rüber damit zum Gärtnerblog, dort sind gerade Rezepte mit Löwenzahn gefragt.