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Jetzt aber zackig! In 10 Minuten gibt's Kanda Poha!

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Kanda Poha ist ein indisches Allroundgericht. Viele mögen es als Frühstück, da die Zubereitung schnell und unkompliziert ist. Aber auch als Snack oder kleines Mittagessen ist es beliebt, etwa vergleichbar mit den belegten Brötchen in Mitteleuropa. Eine weit verbreitete, sättigendere Variante davon nennt sich Batata Poha und wird mit gebratenen Kartoffelstücken ergänzt. Beide Gerichte passen wunderbar zu grünem Salat, sind innerhalb von 10 Minuten servierbereit, kosten nicht die Welt und beamen mich direkt nach Mumbai. Dagegen kommt kein indischer Lieferservice an. Meine Version muss allerdings ohne Curryblätter und Chilis auskommen, da Herr C. gegen beides eine Abneigung hegt. Ich weiss, dass Currypulver kein adäquater Ersatz ist, aber ein schlechter Kompromiss ist immer noch besser als gar keiner. Wer ganz schweinisch drauf ist, fügt beim Braten noch einen Schuss Fischsauce zu. Diese streng riechende Komponente darf ich hingegen ohne Einschränkungen einsetzen. Verstehe einer die Männer...


Pro Person:

  • 1 Tasse / 50 gr indische Reisflocken, medium (z.B. von TRS)
  • 1 El Ghee oder Rapsöl
  • 1 Tl schwarze Senfkörner
  • 1 El rohe Erdnüsse oder Cashews, nach Belieben grob gehackt
  • 1 grosse Schalotte oder eine kleine Zwiebel, fein gehackt
  • 1/2 Tl Kurkumapulver
  • 1/2 Tl scharfes Currypulver
  • 1 Handvoll TK-Erbsen
  • 1/2 Tl fein geriebener Palmzucker
  • 2-3 Prisen getrocknete Bockshornkleeblätter (oder Zigerklee) 
  • Salz
  • ein Limettenviertel

Reisflocken in ein Sieb geben und eine Minute lang mit kaltem Wasser überbrausen. Bei diesem Vorgang werden die Flocken gewaschen und können gleichzeitig die benötigte Menge Feuchtigkeit aufnehmen. Sieb auf einer Schüssel platzieren, damit das überflüssige Wasser abtropfen kann. Die Flocken 5 Minuten quellen lassen. Dabei die Uhr im Auge behalten, denn wenn die Flocken länger als 10 Minuten aufquellen, werden sie matschig und das Poha breiig. Unterdessen das Ghee in einem Wok oder einer Pfanne mit hohem Rand auf mittlerer Stufe erhitzen. Senfkörner zugeben und rührbraten, bis sie zu poppen beginnen. Nüsse hineingeben, eine Minute mitbraten. Rein mit den Schalottenstückchen und 1-2 Minuten rührbraten, bis sie anfangen zu bräunen. Mit Kurkuma und Currypulver bestäuben, kurz durchrühren. Erbsen rein, rühren. Palmzucker rein, rühren. Flocken rein, rühren. Mit zwei Esslöffeln Wasser beprenkeln, damit sich alles gut vermischt. Bockshornkleeblätter darüber krümeln, Hitze herunterdrehen (oder bei einem Elektroherd ganz abschalten), salzen und weitere 2-3 Minuten rührbraten. Mit Limettensaft abschmecken und wer's mag, mit gehacktem Koriander servieren.  



Buchvorstellung: Cicchetti & andere italienische Kleinigkeiten

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Kein Sommer ohne Tapas und Meze. Egal ob zu Hause oder im Restaurant, die kleinen Häppchen sind in den letzten Jahren richtig hip geworden. Cicchetti und Stuzzichini hingegen führen immer noch ein Schattendasein. Vergesst die oft labbrigen, langweiligen Tramezzini, fettigen Arancini oder gummigen Polpette. Italienisches Fingerfood muss sich keineswegs hinter seinen berühmten Verwandten aus Spanien und dem Orient verstecken. Auf über 250 Seiten haben die beiden Autorinnen Lindy Wildsmith und Valentina Sforza die besten Gerichte en miniature aus ganz Italien zusammengetragen. Cicchetti heisst das Werk und ist das erste Kompendium zu diesem Thema, welches auf Deutsch erschienen ist.

Erster Eindruck:
Das Cover finde ich jetzt nicht soooo wahnsinnig ansprechend. Dunkelbraun assoziiere ich automatisch mit Herbst/Jagdsaison und ein schwarzes Band mit Trauernachrichten. Helle, frische Farben und ein sommerlich gedeckter Tisch hätten meiner Meinung nach besser gepasst. Die ganzseitigen Fotos im Innern gefallen mir schon wesentlich besser, auch wenn leider nur etwa die Hälfte der Rezepte bebildert ist. Die Seiten sind farbig hinterlegt, was der Lesbarkeit aber keinen Abbruch tut.

Inhalt:
Nach der Einleitung folgt gleich eine Anleitung, wie die Gerichte gehandhabt werden sollten. Venezianische Cicchetti sind eine Besonderheit, denn meist sind sie nur innerhalb der Stadtgrenze zu finden. In der Umgebung, dem Veneto, stehen dafür ganz andere Kleinigkeiten auf den Speisekarten. Cicchetti sind ausserdem keine Solokünstler, sondern immer Teil einer aufeinander abgestimmten Auswahl. In den anderen Regionen Italiens werden die Häppchen Stuzzichini genannt und sind eher bodenständig. Sie sind oft sättigender und werden in der Regel einzeln serviert. Viele der vorgestellten Rezepte sind verkleinerte Gerichte der jeweiligen Regionalküche und können auch als Vorspeise gereicht werden. Oder man ergänzt sie mit Salat zu einem kleinen, aber feinen Mittag- oder Abendessen. Den Anfang macht der venezianische Teil des Buches. Die Kapitel sind unterteilt in Pescheria (Fisch & Meeresfrüchte), La Drogheria (Käse, Wurst, Eier), L'Erbaria (Gemüse), La Beccheria (Fleisch) und Il Bacaro (Getränke).

Torta pasqualina ohne Teigdeckel

Der zweite Teil nimmt uns mit auf eine kulinarische Reise durch die restlichen Regionen Italiens. Abruzzen & Molise sind beispielsweise vertreten mit Cipolline al cacao (mit Kakao bestäubte Perlzwiebeln), die Basilikata mit feinen Ciauredda (pikante Gemüsecrostini) und Kalabrien mit Involtini di melanzane (gefüllte Auberginenröllchen). In Apulien machen wir einen Halt für Pizzelle di cozze (Miesmuscheln mit Basilikum) und in Kampanien dürfen wir uns die Uova stracciate alla napoletana (Omelette mit Anchovis und Tomaten) nicht entgehen lassen. Die Gegend um Rom, Latium, ist berühmt für ihre Lebergerichte, wie beispielsweise Fegato ripieno all'antica Roma (mit Feigen gefüllte Leberröllchen). Auf Sizilien sind Capperi fritti (frittierte Kapern) ein beliebter Snack zu kühlem Weisswein, auf Sardinien greift man lieber zu Empanadas di pesce (Fischpastetchen). In der Toskana lassen wir die altbekannten Crostini für einmal links liegen und wenden uns lieber der Torta di nasello (Seehechtcake) zu. Aus Umbrien kommen die Arvoltori di Perugia (Pfannkuchen mit Pancetta und Rosmarin), die nur noch knapp ein Plätzchen im Magen finden. Darum packen wir in der Emiglia-Romagna die Biscotti al parmigiano (Parmesankekse) für später ein und bedauern, dass uns in Ligurien die Erbe Fritte (frittierte Kräuter) entgehen werden. Die lombardischen Crostatine di zucca (Kürbistartelettes) fallen saisonbedingt aus, dafür gönnen wir uns im Piemont noch eine Scheibe Focaccia di Patate (Kartoffelfocaccia), und im Trentino die Tortellini con crauti (Krauttörtchen), weil "crauti" einfach so niedlich tönt. Noch schnell im Friaul ein paar Mandorle speziato (Gewürzmandeln) verdrücken, und zum Abschluss gönnen wir uns Tortino di acciughe con verdura (Tarte mit Anchovis und Gemüse) aus den Marken. Wer jetzt noch einen Espresso schafft, hat gewonnen. :-)

Tortine al formaggio di Campobasso 

Was meint der Magen?
Herr C. befand die Torta pasqualina in der abgespeckten, sommerlichen Version mit Blätterteig für wiederholungswürdig. Der mit Gorgonzola überbackene Chicorée (statt Radicchio) bekam ebenfalls seine ungeteilte Zustimmung. Die Spargelmayonnaise mit gehacktem Ei auf Baguette gefiel uns beiden sehr gut, genau so wie die Käsetaschen mit Ricotta-Minze-Füllung. Bei diesem Gebäck musste ich allerdings auf einen anderen Teig ausweichen, da ich die Tortine im Ofen gebacken und nicht frittiert habe. Ausserdem begeisterte mich die Polenta mit Wurst und Kohl, die wegen ihrer Üppigkeit aber als Hauptgericht einzustufen ist. Den Abschluss des Testmenüs bildete ein mit Kümmel aromatisierter Grappa, der den Herrn des Hauses zu einem mittelschweren Hustanfall nötigte. Interessante Kombination, aber der Negroni aus Vermouth, Campari und Gin kam bei uns als Digestif wesentlich besser an.

Fazit:
Trotz der grossen Bandbreite der Gerichte, finde ich die im Buch enthaltenen Rezepte generell zu fleisch- und fischlastig. Mehr vegetarische und vegane Häppchen wären nicht verkehrt gewesen, ebenso eine durchgehende Reduzierung der Hefemengen und ein Register mit den italienischen Bezeichnungen. Alles in allem ein hübsches, empfehlenswertes Kochbuch für (fast) alle Gelegenheiten.


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -9-

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[GE]gessen: Schüsselweise Soooolaaat aus dem Garten

[GE]trunken: Agua de Jamaica (kalter Hibiskustee mit Zimt)

[GE]kocht: Traubenpaste aus Uva Fragola Saft 

[GE]backen: Briyoş mit Mahlep

[GE]wesen: Leider nur gedanklich bei den Wahlen in der Türkei

[GE]sehen: The Imitation Game mit Benedict Cumberbatch

[GE]lesen: Arabesk - Barbara Nadel

[GE]freut:Über den Einzug der HDP ins türkische Parlament! *jubel*

[GE]ärgert: Basels bester Thai-Take-Away schliesst. *heul*

[GE]kauft: Lila Blumenkohl Setzlinge

[GE]hört: Here I go again - Whitesnake

[GE]trauert:
Um Christopher Lee. 
Seine Filme haben meine Kindheit 
um viele wohlige Gruselmomente bereichert.


Apple Pie Müesli aus dem Slow Cooker (vegan)

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Eine politische Diskussion im Hause C. verläuft meist ziemlich harmonisch, da wir uns bei den meisten Punkten einig sind. Aber beim Thema Flocken, Porridge, Birchermüesli, Oatmeal, Overnight Oats & Co., geht es am Frühstückstisch zu wie im türkischen Parlament. Herr C. steht auf Urporridge, das nur aus in Wasser gekochten Haferflocken besteht. Noch ein Stückchen Butter auf den Matsch und er ist glücklich. Ich kriege die Krätze, wenn ich das Zeug nur anschauen muss. Dachpappenpampe. Bäh. Milch oder Fruchtsaft muss es für mich sein. Und das ist auch nur die Mindestanforderung. Gerne wechsle ich zwischen Hafer-, Gerste-, Roggen-, UrDinkel-, Kamut- und Emmerflocken. Oft vermischt mit Gewürzen wie Zimt, Vanille oder Kardamom, dazu noch ein paar Fruchtstücke und einen Spritzer Ahornsirup. Herr C. greift in so einem Fall zum Knäckebrot, weil ihm das alles viel zu exotisch ist. Er streikt ja schon, wenn ich das Birchermüesli mit Erdmandelflocken statt Haselnüssen oder Limetten- statt Zitronensaft zusammenrühre. Meine Drohung, ihm von jetzt an nur noch Aufbackbrötchen vorzusetzen, hat er mit einem freudigen Lächeln aufgenommen. Wie sagt man so schön? Perlen vor die Säue. *soifz* Glücklicherweise habe ich vor einigen Wochen eine Methode entdeckt, wie ich ohne grossen Aufwand und tägliche Kocherei zu meinem bevorzugten Frühstück komme. Am Sonntag das Müesli im Slow Cooker zubereiten, abkühlen lassen, in fünf kleine Weckgläser füllen, im Kühlschrank lagern und an den folgenden Tagen kalt essen oder kurz aufwärmen. Herr C. kriegt der Einfachheit halber Knäckebrot vor die Nase gestellt. Wer nicht will, der hat gehabt. So. 


Für 4-6 Portionen:

  • 500 ml Wasser
  • 2 grosse, säuerliche Äpfel (zusammen ca. 400 gr)
  • Saft einer kleinen halben Zitrone 
  • 1/2 Tl Zimtpulver
  • 1/4 Tl gemahlener Cassiazimt
  • 3 Msp Nelkenpulver
  • 2 Msp frisch geriebene Muskatnuss
  • 1 Prise Salz
  • 200 gr Müslimischung mit Früchten und Nüssen (z.B. von Allos, enthält allerdings Honig)*
  • 500 ml Apfelsaft
  • Süssungsmittel wie Birnel, Ahorn- oder Dattelsirup (optional, ich nehme 2 El Birnel )

Wasser in einen kleinen Topf geben und zum Kochen bringen. Unterdessen die Äpfel waschen, ggf. schälen, vierteln, Gehäuse und Fliege entfernen. Jedes Viertel zuerst der Länge und dann der Breite nach drei Mal durchschneiden (= jeweils 9 Stücke). Zusammen mit dem Zitronensaft und allen Gewürzen in den Einsatz geben, Deckel auflegen und zum Vorwärmen auf HIGH stellen. Sobald das Wasser kocht, Müslimischung über die Apfelstücke streuen. Mit dem kochenden Wasser übergiessen und den Deckel wieder auflegen. Apfelsaft in den Topf geben, zum Kochen bringen und rein in den Einsatz. Deckel wieder auflegen und eine halbe Stunde auf HIGH lassen. Danach auf LOW umschalten. 

Nach insgesamt 90 Minuten hat das Müesli die von mir gewünschte Konsistenz erreicht. Es ist dickflüssig-crèmig und die Apfelstücke haben noch Biss. Wer weichgekochte Apfelstücke bevorzugt, sollte sie also kleiner schneiden. Nach Belieben süssen und/oder nachwürzen. Abkühlen lassen und dann in dickwandige Marmeladegläser (z.B. von Weck) umfüllen und maximal fünf Tage im Kühlschrank lagern. Aufwärmen kann man es samt Glas im Wasserbad. Oder ohne Glas in einem Kochtopf oder der Mikrowelle. Kalt oder warm mit frischen Früchten, Milch, Sahne, Ahornsirup oder ohne alles servieren. 


* Ersetzen durch:
120 gr Flocken (Hafer, Dinkel, Gerste, Roggen, Kamut, Emmer) oder eine Mischung daraus
30 gr gepuffter Amaranth
30 gr getrocknete Früchte wie Rosinen, Aprikosen, Datteln, Feigen, Beeren
20 gr gehobelte Mandeln, gehackte Haselnüsse oder Erdmandelflocken


Erdbeerkonfitüre mit Bergamotte

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Das Beeriland in Bottmingen ist vielen hier in der Gegend ein Begriff, ganz im Gegensatz zum Erdbeerfeld beim Sunnebädli St. Margarethen. Warum eigentlich? Stadtnaher geht es ja kaum. Die Anreise ist ganz einfach: Bei der 2er Tramstation Margarethen aussteigen, die Friedhofstrasse hoch und dann den Schildern nach. Oder man fährt mit dem 15er bis zur Haltestelle Studio Basel und folgt der Strasse, die rechts am berühmten Restaurant Stucki vorbeiführt. Vorbei am SRF-Studio auf der linken Seite, noch ein Stück weiter und dann beim Feld rechts einbiegen. Ist doch gar nicht schwer zu finden, oder? 

Die gelb-grünen Früchtchen rechts im Bild sind Bergamotten

Ein Kilo der dort geernteten Früchte endete zusammen mit eingefrorenem Rhabarber im Topf und wurde zu Erdbeer-Rhabarber-Konfitüre mit Vanille. Dem zweiten Kilo erging es ähnlich, es transformierte sich mit Birnel zu Erdbeer-Rhabarber-Kompott. Ein weiteres Kilo verbrachte einige Stunden im Dörrer. Die getrockneten Stücke werden im Herbst und Winter im Müesli, und vielleicht auch in einem Keksteig landen. Blieb noch etwas mehr als ein Kilo im Korb, welches ebenfalls zu Konfitüre verarbeitet wurde. Und zwar zum zweiten Batch Erdbeer-Bergamotte-Konfitüre. Im Januar hatte ich ja das unverhoffte Glück gehabt, in einem italienischen Supermarkt über frische Bergamotten zu stolpern. Zehn davon durften in den Einkaufskorb, zusammen mit einigen sizilianischen Blutorangen und ligurischen Kumquats. Wieder zu Hause, habe ich die Schalen fein abgerieben und im Tiefkühler zwischengelagert. Bergamotteabrieb ist so hocharomatisch, dass nur wenige Gramm für ein ganzes Kilo Konfitüre reichen. Bloss nicht nach dem Motto "Viel hilft viel" dosieren, das Ergebnis würde nur noch als Badezusatz taugen. 


Für 4 Gläser à 250 ml und 1 Glas à 150 ml:

  • 1,1 Kilo Erdbeeren, geputzt gewogen
  • Saft einer kleinen Orange
  • 550 gr Gelierzucker 2:1
  • 1 El / 3 gr fein abgeriebene Bergamotteschale (aus dem TK, von 1-2 Früchten)*

Erdbeeren in Scheiben schneiden, mit Orangensaft und Zucker vermischen und 3 Stunden im Topf Saft ziehen lassen. Alles fein pürieren, Bergamotteschale zugeben und langsam zum Kochen bringen. Dabei ständig rühren, fleissig abschäumen und 6 Minuten sprudelnd kochen lassen. Heiss in die ausgekochten Gläser füllen, gut verschliessen und unter einer Decke auskühlen lassen. Haltbarkeit, wenn sauber gearbeitet wurde: Mindestens 6 Monate. Und nicht mit Earl-Grey-Tee zusammen servieren, das ist ein geschmacklicher Overkill. 

*Eventuell die Schale zusammen mit einem Teelöffel Zucker im Mörser zerstossen, die Stücke sollten wirklich winzig sein. 


Aua.....Oder besser gesagt: Aaaaauuuuuaaahh!

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19. Mai
Eine freundliche Kooperationsanfrage plus konkrete Vorschläge zur Umsetzung an das Produktmanagement einer kleinen Firma geschickt.


29. Mai
Da unterdessen weder eine Eingangsbestätigung noch eine Antwort eingetrudelt war, eine zweite Anfrage an die info@Mailadresse versendet.


29. Mai, ein paar Stunden später
Prompte Antwort ohne Anrede oder andere Höflichkeitsfloskeln:

"Bitte geben Sie den genauen Wortlaut ihrer Anfrage bekannt. 
Der Sachbearbeiter ist in Urlaub."

Mailumleitungen oder automatische Ferienmeldungen scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Kopf geschüttelt und die Anfrage nochmals versendet.


1. Juni
"Besten dank für Ihre Kontaktaufnahme, folgend zwei Links zu weiteren Informationen. Wir hoffen, damit eine Grundlage für einen Beitrag in Ihrem Blog gelegt zu haben. Bitte besuchen Sie auch weiterhin unsere Homepage."

Okaaaayyyyy.... Tröste mich mit dem Gedanken, dass die Dame nur für die Administration zuständig ist.


1. Juni, ein paar Stunden später
Freundliche Antwort entworfen und nochmal verdeutlicht, dass ich keine Informationen zur Firma und den Produkten benötige, sondern es sich um eine 
Produktvorstellungs-/Kooperationsanfrage handelt. 


12. Juni
An alle drei verfügbaren Mailadressen ein weiteres Schreiben geschickt, mit der Bitte um Antwort oder Weiterleitung an den verantwortlichen Mitarbeiter, denn der zuständige Produktmanager scheint ja immer noch in den Ferien zu sein.


14. Juni
Ein nettes Mail vom Firmengründer ist eingetroffen, in der er mir

a) diverse Links schickt (u.a. die gleichen wie im ersten Mail)
 b) ein Kochbuch empfiehlt
c) noch für einen Kochkurs wirbt
und
d) anbietet, mir Rezeptkarten zuzusenden.

Jippiiieee.... Nur hauchdünn am Thema vorbei....

Meine Antwort (zusammengefasst): 
Mein Schreiben war keine Bitte um Links oder Rezepte, 
sondern eine K-O-O-P-E-R-A-T-I-O-N-S-A-N-F-R-A-G-E. 
Und das hätte man bemerken können, wenn man es G-E-L-E-S-E-N hätte.
Uff! 

Die Sache als erledigt angesehen und gedanklich zu den Akten gelegt.
Bis....


19. Juni 
...ich abends den Briefkasten öffnete und einen Umschlag 
von der Firma Naturkraftwerke darin fand. 
Einziger Inhalt: Ein paar Werbekarten mit Rezepten. 
 (Beiliegende Briefe scheinen auch völlig out zu sein).

Fass übergelaufen! 

 P.S. Mittlerweile haben zwei meiner bevorzugten Biofachgeschäfte 
die Produkte dieser Firma aus dem Sortiment genommen. 

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -10-

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Zum Vergrössern bitte Bild anklicken

[GE]gessen: Salat aus Rüebli und Kohlrabi mit asiatischem Dressing

[GE]trunken: Wasser mit Gurke, Limette und Lapsang Souchong

[GE]kocht: Gebratene Auberginenscheiben mit Sardinensauce

[GE]backen: Maisbrot mit Rosinen 

[GE]wesen: An einem mythischen Ort (siehe Foto)

[GE]sehen: Amadeus von Miloš Forman

[GE]lesen: Tulpenwahn - Die verrückteste Spekulation der Geschichte 
Mike Dash

[GE]gönnt: Zwei Fläschchen Öl aus geröstetem Sesam, kaltgepresst 

[GE]ärgert: 
Über die verbrannte Oberseite des Maisbrotes. 
Statt die Temperatur nach 10 Minuten auf 180 Grad zu senken, 
habe ich den Regler auf 250 Grad hochgedreht und meinen Fehler 
erst bemerkt, als aus der Küche ein unangenehmes Düftchen herüberwehte.
Als nächstes werde ich aus dem Haus gehen und den Herd anlassen. 
Oder den Hund vor der Türe vergessen.
Beängstigend. Sehr beängstigend.

[GE]tan: Einen neuen Sauerteig angesetzt

[GE]hört: Golden Brown - The Stranglers

Vin de Noix / Vino alle Noci (Walnusswein aus grünen Walnüssen)

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Im Tessin bekommt ein gern gesehener Gast manchmal als Abschluss eines Menüs einen Nocino serviert. Für diesen Digestif werden grüne Walnüsse mit oder ohne Gewürze in Grappa eingelegt, und nach einer variablen Ziehtzeit die aromatische Flüssigkeit in Flaschen abgefüllt.  


In Südfrankreich und Norditalien hingegen werden grüne Walnüsse lieber in Rotwein als in hochprozentigem Alkohol versenkt. Hat einerseits den Vorteil, dass die Kosten überschaubar bleiben, andererseits kann der mildere Vin de Noix auch als Apéritif serviert werden.


Unabdingbare Voraussetzung für einen guten Walnusswein sind ungespritze, weiche Nüsse, d.h. die Schale im Innern darf noch nicht ausgebildet sind. In südlicheren Gegenden gilt die Regel, dass die Ernte unbedingt vor dem 24. Juni erfolgen muss, danach wäre die Schalenbildung zu weit fortgeschritten. Im Norden ist dieses Datum eher als Richtlinie zu verstehen, denn die Erntezeit kann meist bis Anfang Juli (und in manchen Jahren auch noch länger) ausgedehnt werden. Einfach eine Nuss pflücken, durchschneiden und wenn das Messer auf keinen Widerstand stösst, ist alles in Butter.


Für die Verarbeitung empfehlen sich Gummihandschuhe und ein Porzellanteller zum Schneiden, denn der Nusssaft verziert Hände, empfindliche Oberflächen und Plastik- oder Holzbretter mit kaum entfernbaren braunen Flecken. Die Ziehzeit beträgt mindestens einen Monat und maximal drei Monate. In Flaschen abgefüllt sollte der Wein nochmals einige Zeit ruhen dürfen. Traditionell wird die erste Flasche am Weihnachtstag geöffnet und die restlichen verschenkt, denn Vino alle Noci kann in keinem Laden gekauft werden und ist deshalb unter Kennern nicht weniger begehrt als ein guter Nocino.

Für vier Flaschen à 0,7 Liter:

  • 24 grüne, mittelgrosse Walnüsse 
  • 180 gr weisser Zucker
  • 75 gr brauner Zucker
  • 1 1/2 Vanilleschoten, ausgekratzt (Mark für etwas anderes verwenden)
  • Schalenstreifen einer grossen Bio-Zitrone
  • 10 Zimtblüten
  • 8 Pimentkörner
  • 3 Wacholderbeeren
  • 3 Gewürznelken
  • 4 mm dicke Scheibe aus der Mitte einer Muskatnuss, fein zerbröselt
  • 2,8 Liter Rotwein (z.B. Sangiovese)
  • 300 ml Grappa 

Walnüsse waschen, abtropfen lassen. Zuerst die Enden kappen, danach in Viertel schneiden. In ein oder mehrere grosse Einmachgläser geben. Zucker, alle Gewürze, Wein und Grappa zugeben bzw. zu gleichen Teilen auf mehrere Gläser verteilen. So lange umrühren oder sanft schütteln, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Gläser gut verschliessen und 40 Tage möglichst an der Sonne stehen lassen. Nach der Ziehzeit absieben, durch einen Kaffeefilter giessen und denn Geschmack eventuell mit etwas Rotwein oder Grappa "verdünnen". Wer es süsser mag, kann noch mehr Zucker unterrühren. In saubere Flaschen abfüllen, gut verschliessen und an einem dunklen, eher kühlen Plätzchen (z.B. Vorratsschrank, Keller) noch mindestens einen Monat ziehen lassen. Puristen servieren den Wein gut gekühlt. Hipster scheuen sich nicht, bei sommerlichen Temperaturen noch ein paar Eiswürfel ins Glas zu geben. Der Wein sollte bis zur nächsten Walnussernte aufgebraucht werden, was bei seiner Süffigkeit aber keine unlösbare Aufgabe ist. *hicks*



Floridazopf

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Pinterest zu durchforsten entpuppt sich langsam aber sicher als neue Sucht. Hier ein Pin, dort ein Pin, und schwupps, sind über 1'000 Pins beisammen. Ich versuche immer gleich zu überprüfen, ob der gepinnte Link überhaupt zur gewünschten Seite führt bzw. noch aktuell ist. Manchmal fehlt aber einfach die Zeit dafür. Zum Beispiel, wenn Herr C. fordernd neben mir steht und mich furchtbar böse anfunkelt, weil er den Laptop für geschäftliche Erledigungen braucht. Oder wenn das Schweinwoll beschliesst, sich auf die Tastatur zu legen, damit es Aufmerksamkeit erhält. Oder wenn der Akku gleich leer ist und irgendjemand das Aufladekabel wieder einmal vernuscht hat. Keine Ahnung, welcher Umstand zutraf, als ich das Rezept für ein Frühstücksbrot mit Orangensaft gespeichert, aber nicht direkt kontrolliert habe. Jedenfalls wollte ich es vor ein paar Tagen anschauen, aber der Link führte ins Nichts. Auch eine Suche via Tante Google brachte keine Ergebnisse. Ärgerlich, aber von solchen Kleinigkeiten lasse ich mich doch nicht abhalten. Flugs ein Zopfrezept mit hawaiianischem Ananasgebäck gekreuzt und siehe da, ein neues Lieblingsbrot wurde geboren. Passt zu Konfitüre genau so gut wie zu Käse, denn der Orangensaft hält sich sehr im Hintergrund. 


Für einen Zopf:

  • 375 gr Weizenmehl Typ 550 (für einen weichen Zopf durch Weizenmehl Typ 405 ersetzen)
  • 100 gr Dinkelmehl Typ 630
  • 20 gr Leinsamen, angequetscht
  • 10 gr frische Hefe
  • 135 gr Orangensaft 
  • 135 gr Milch, lauwarm
  • 1 grosses Ei (70 gr mit Schale)
  • 25 gr Birnel oder Honig
  • 8 gr Salz
  • 40 gr Butter, kühlschrankkalt
  • 2 El Milch zum Bestreichen

Mehl und Leinsamen in der Schüssel der Küchenmaschine vermischen. Hefe reinreiben und in der Mitte eine Mulde formen. Orangensaft, Milch, Ei, Birnel und Salz in die Mulde geben und 3 Minuten auf Stufe 2 kneten, bis der Teig zusammenhält. Dann die kalte Butter würfelweise zugeben und langsam einkneten. Am Anfang wird der Teig sich trennen und ziemlich komisch aussehen. Einfach weiterkneten lassen, bis sich der Teig vollständig von der Schüssel gelöst hat. Das dauert gut und gerne nochmals 10-14 Minuten. Teig aus der Schüssel nehmen, zu einer Kugel formen, rundum in Öl wälzen und wieder in Schüssel legen. Abdecken und etwa 120 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Aus der Schüssel nehmen, Teig halbieren und beide Stücke grob länglich formen. Wieder abdecken und 10 Minuten entspannen lassen. Zu etwa 60 cm langen Strängen formen, locker verzöpfeln, mit geölter Folie abdecken und etwa 40 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen um etwa 60% vergrössert hat. Ofen unterdessen auf 220 Grad vorheizen. Den Zopf mit der Milch bepinseln und auf der zweiten Schiene von unten einschieben. Schwaden, Hitze auf 200 Grad reduzieren und 10 Minuten backen. Auf 180 Grad regulieren und weitere 30 Minuten backen. Auf einem Gitter auskühlen lassen und mit Butter, Konfitüre und Käse geniessen.


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -11-

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[GE]gessen: Schnitteli mit Steinpilz-Trüffel-Paste  

[GE]trunken: Kalimotxo (baskisches Panaché aus Cola & Rotwein)

[GE]kochtTomatensuppe mit Piment

[GE]backen: Pane Vallemaggia, Pane Multicereali con Olive e Grappa,
3-Korn-Sauerteigzopf und Schwarzwälder Kruste

Nicht[GE]wesen: Auf dem Flohmarkt. Wurde wegen Regen abgesagt.

[GE]sehen: Warm Bodies 
(Den findet sogar Herr C. amüsant, obwohl er sonst mit Zombiefilmen nichts anfangen kann).

[GE]lesen: Die Tochter des Schattenspielers - Edibe Halip

[GE]freut: Projekt Neuanzucht Sauerteig wurde 
äusserst erfolgreich durchgeführt.

Auf[GE]fallen: 
Eigentlich wollte ich nur ganz normales Citro MIT ZUCKER besorgen.
Das grausliche Zeug mit Süssstoff kriegt man überall, aber die normale Version ohne Aspartam und Co. wird immer rarer. Erst im dritten Laden bin ich dann fündig geworden. Jetzt kann ich die Amis verstehen, die sich über mit Maissirup gesüsstes Cola beklagen und the real stuff aus Mexiko importieren.

[GE]kauft: Das Kochbuch der vergessenen Genüsse

[GE]hört: Manteau de gloire - Stephan Eicher

[GE]lacht: 



Kleines Intermezzo: Sacristains

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Perfekt als kleines Mitbringsel und/oder als Abschluss eines gemütliches Grillabends.


Für 12 Stück:

  • 100 gr ganze Mandeln, nicht zu fein gehackt
  • 40-80 gr Zucker 
  • 1 Prise Salz
  • 1 kleines Ei
  • 1 El Sahne
  • 1 rechteckig ausgewallter Butterblätterteig (275 gr)

Ofen auf 200 Grad vorheizen und ein Backblech mit Backpapier belegen. Mandeln mit Zucker und Salz in einer kleinen Schüssel vermischen. Ei mit der Sahne verquirlen. Blätterteig auf der Arbeitsfläche ausrollen und der Länge nach halbieren. Beide Seiten mit der Eimischung bepinseln und eine Platte mit einem Drittel der Mandelmischung bestreuen. Leicht andrücken, dann die zweite Blätterteigplatte mit der Eiseite nach unten auf die bemandelte Blätterteigplatte legen. Oberseite mit Ei bestreichen, mit einem weiteren Drittel der Mandelmischung betreuen, leicht andrücken. Wenden und die letzte Seite mit dem verquirlten Ei bestreichen, restliche Mandelmischung darauf verteilen und nochmals sanft andrücken. In zwölf Streifen schneiden, verdrehen und auf das Backblech legen. Auf der mittleren Schiene einschieben und in ca. 15-18 Minuten goldbraun backen. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen und gleich wegknuspern oder in einer Blechdose maximal zwei Tage aufbewahren. 


Buchvorstellung: Speisekammer aus der Natur

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Momentan komme ich kaum zum Verschnaufen. Zuerst waren die Johannisbeeren reif, es folgten die Himbeeren, dann die Stachelbeeren. Der Lavendel beginnt gerade zu blühen, Steinklee, Kapuzinerkresse und Königskerze ebenso. Und die Gemeinsamkeit? Alles will haltbar gemacht werden. In Form von Saft, Konfitüre, Gelée, Sirup, Tee, Kräutersalz, Tinktur.... Darum stehe ich gerade jeden Abend ein wenig ratlos in der Küche und überlege mir, was ich am besten mit diesem oder jenem anfangen soll. Dörren oder einfrieren? Einwecken oder einlegen? Kompott oder Mus? Dampfentsaften oder in die Zentrifuge? Süss oder sauer? Mit oder ohne Zucker? Fragen über Fragen. In Michael Machatscheks und Elisabeth Mauthners Speisekammer aus der Natur aus dem böhlau Verlag, werden einige davon beantwortet. Rezepte für kultivierte Obst- und Gemüsesorten sind darin zwar kaum vertreten, aber die Bevorratung und Haltbarmachung von Wildpflanzen wird ausführlichst vorgestellt. 

Erster Eindruck: 
Kompakt und trotzdem handlich, u.a. weil es aufgeschlagen liegen bleibt. Schon die ersten Fotos, auf der Innenseite des Hardcovereinbandes, bringen mich zum Staunen. Unzählige Einmachgefässe, deren Inhalt ich am liebsten jetzt, hier und sofort probieren möchte. Und zwar Glas für Glas, Flasche für Flasche. Wer über so eine Vorratskammer verfügt, der muss ein Spezialist auf dem Gebiet der essbaren Wildpflanzen sein. (Meine Vermutung trifft übrigens zu, siehe diverse andere Publikationen des Autors). Die unzähligen Fotos, laut Verlag über 500 an der Zahl, sind nicht hochprofessionell, aber authentisch. 

Inhalt:
Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Das Inhaltsverzeichnis überfordert mich schon fast, denn bisher hatte ich mein Wissen über die Haltbarmachung von Wildpflanzen als recht umfangreich eingeschätzt. Ha, komplette Selbstüberschätzung. Schon mal was von Waldgeissbart-Spargel gehört? Oder von eingelegten Schilfsprossen oder Schwarzwurzel-Blütenknospen? Knospenpulver als Würzmittel? Paste aus jungen Wacholdertrieben? Birken-Blättersirup? Kompott aus den Blattstielen des Alpenampfers? Und das sind nur einige wenige Rezepte, die mir sofort ins Auge sprangen. Unterteilt wird das Buch in vier jahreszeitliche Kapitel namens Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winternutzung. Die über 40 (!) Unterkapitel decken wirklich fast jede erdenkliche Möglichkeit der Konservierung ab. Damit die Liste nicht zu lang und unübersichtlich wird, habe ich nur ein paar Highlights herausgepickt:

- Mariniertes Spross- und Spargelgemüse (z.B. Margeritensprossen)
- Fermentierung von Blättern (z.B. Giersch)
- Marinierte Knospen (z.B. Ringelblumen, Spitzwegerich, Löwenzahn)
- Spezielle Gewürze aus Blüten, Blättern, Samen und Wurzeln 
- Verschiedene Siruparten (z.B. aus Spitzwegerich, Wiesensalbei)
- Tinkturen und Hochprozentiges (z.B. aus Apfelkernen, Ebereschenknospen)
- Pilze (z.B. getrocknete Pilze in Honig eingelegt)
- Wildkräuter-Chutneys (z.B. pures Chutney aus Alpenampfer-Blattstielen)
- Kompott (z.B. Weissdorn in Rotwein)
- Marmeladen und Wildobstsaucen (z.B. Zieräpfel in süss-saurem Sirup)
- Kandierte Blattstiele und Früchte (z.B. kandierte Hagebutten)
- Fruchtkäse (z.B. aus Cassis, Mispeln, Berberitzen)
- Alternative Kaffee-Arten aus Labkräutern, Wurzeln, Dörrobst und Nussfrüchten

Mehr als 300 Seiten, vollgepackt mit Tipps, Tricks, Anleitungen, Rezepten und Abwandlungsmöglichkeiten. Dazwischen eingestreut sind Abschnitte zu den einzelnen Pflanzen und hilfreiches Grundwissen. Beispielsweise eine Auflistung von Teekräutern und ihren Anwendungsgebieten bei Erkrankungen, und eine Übersicht über diejenigen Pilze, die sich gut für Pilzpulver eignen. Fotos ergänzen die allermeisten Rezepte, oft finden sich auch noch Abbildungen der Pflanzen, Pflanzenteile und Früchte. 


Was meint der Magen?
Ausprobiert wurden die eingelegten Bärlauchknospen, die mich allerdings ganz und gar nicht überzeugen konnten. Sie stanken extrem nach Knoblauch (acht Stunden später hatte ich den penetranten Geschmack immer noch im Mund) und waren von der Konsistenz her grauslich labbrig-lätsch. Werde das Experiment aber nächstes Jahr wiederholen, denn ich vermute, dass die Ursache des strengen Geschmacks und der unangenehmen Textur, zu weit ausgebildete Knospen waren. Mea culpa. Als nächstes landeten Zieräpfel aus dem Tiefkühler in süss-saurem Sirup, der sie in eine wahre Delikatesse verwandelte. Dank der minimalen Essigmenge passen sie nicht nur zu kaltem Braten oder einer Käseplatte, sondern auch gut zu Vanilleeis oder anderen Süssspeisen. Der getrocknete Gundermann hingegen wartet noch auf seinen Einsatz als Salat-/Küchengewürz, denn wie oben schon angetönt, bleibt momentan einiges auf der Strecke. 


Fazit:
Zwiegespalten. Der praktische Teil des Buches ist rundum empfehlenswert und bietet eine unglaublich reiche Auswahl an allem, was sich der Wildpflanzen-Aficionado nur wünschen kann. Aber... Das grosse ABER... Einleitung, Schlussbetrachtung und einige Texte dazwischen enthalten Sätze/Abschnitte, die stark an das pseudowissenschaftliche Geschwurbel gewisser Selbstversorgerbücher aus den 80ern erinnern. Und solches geht mir, bei aller Sympathie für den hervorragenden Praxisteil, doch ziemlich gegen den Strich. Beispiele: ..."alle Mittel fürs Leben, welche man benötigt, wachsen unmittelbar vor der Haustüre...".  Oder: "Doch die einfache Kost der strukturarmen Regionen als hinterwäldlerische Notnahrung abzutun, geht von einem Voyerismus und Unverständnis der Subsistenz und Dissidenz aus." Ein paar Seiten weiter: "Nur wahrlich gute Köche und Köchinnen vermögen sich über mehrere Jahre auch ohne Medienmarketing an einem Ort zu halten." Stimmt. Aber dann folgt dieses: "Doch auch jene Akteure der Haubenmeierei holen sich mittels wechselndem, jungem Personals den notwendigen zeittrendigen Input in die Speisen, um sich damit zu profilieren. Ständig wechselndes Personal ist wahrscheinlich die Ablenkung vom kulinarischen Abstieg."Ähem.... The best: "Bewusst mit einer natürlichen Neugier in der Natur spazieren gehen, können nur noch wenige Menschen. Der Grossteil benötigt dazu einen Hund, um von der eigenen inneren Leere abzulenken und um über das Tier Ansprache zu bekommen..".... Öhmmmm..... I'm not amused. Über den Wahrheitsgehalt der Aussagen kann man sich streiten. Besonders, da ich die Zitate aus dem Kontext gerissen habe. Aber über die schulmeisterliche Art und Weise müssen wir es nicht tun. Autoren, die so schreiben, als ob sie die Weisheit mit riesengrossen Löffeln gefressen hätten, können mir persönlich gestohlen bleiben. Aber... Das nächste ABER... Wer sich an solchen Aussagen nicht stört, oder sie grosszügig ignorieren kann, dem lege ich dieses Buch trotzdem wärmstens ans Herz. Wie schon erwähnt, der Rezeptteil ist grossartig und verdient es, gelesen und umgesetzt zu werden. Aber... (das letzte ABER, versprochen!)... wenn ich es in einer Buchhandlung in die Hand genommen und dort schon eines oder zwei der oben genannten Zitate gelesen hätte, wäre es nie bei mir im Regal gelandet. Deshalb: Zwiegespalten. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst. Einen ganz herzlichen Dank an den böhlau Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -12-

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[GE]gessen: Linsensalat mit Blumenkohl und Ahornsirup-Senf-Dressing

[GE]trunken: Weisser Eistee mit Orange und Sanddornsirup

Ein[GE]kocht: Stachelbeersaft

[GE]backen: Cassischüechli mit Mandarinenmarmelade

[GE]wesen: Jeden Tag bis mindestens 23:00h im Garten

[GE]sehen: Zwei Folgen "Magnum"

[GE]lesen: Anni und Alois - Arm sind wir nicht  

Noch mehr[GE]lesen
Verdächtige Geliebte - Keigo Higashino
Jerusalem: Die Biographie - Simon Montefiore

[GE]freut: Über die reiche Beerenernte  

[GE]kauft und [GE]ärgert
Skyr nature im Coop (170 gr / 2.10 CHF) = Kilopreis 12.30 CHF 
Skyr nature bei Rewe (450 gr / 1.19 Euro) = Kilopreis 2.64 Euro / 2.75 CHF
Und da fragen sich unsere Politiker ernsthaft, warum so viele Schweizer regelmässig nach Deutschland fahren und dort die Läden plündern...

[GE]hört: Sternenhimmel - Hubert Kah

[GE]lacht: 
Kennt noch jemand den schrecklichen Song "Ecuador" aus dem Jahr 1997?
SWR3 hatte das Bum-Bum-Liedchen noch im selben Jahr umgemodelt zu "Ventilatooorrr", welches seither immer an heissen Sommertagen von unzähligen Hörern gewünscht wird. Spätestens bei der Stelle mit dem Sonnenschutzfaktor kann ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen.


Eistee ist out, Cold Brew Tea ist in!

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Gesprächsfetzen bei einem Brunch: 
Möchtest du Kaffee oder Tee? - Weder noch, es ist einfach zu warm. Hast du nichts Kaltes? - Warte, ich schaue schnell im Kühlschrank nach. Also, ich hätte Milch, Orangensaft und ha, Cold Brew Coffee. Den hatte ich ja glatt vergessen. -  Was für Coffee? - Kalt gebrühter. - Wie bitte? - (Kurze Erklärung) - Oh, das ist aber eine richtig gute Idee. Nur schade, dass es nicht auch mit Tee funktioniert. Ich trinke nämlich lieber Schwarztee als Kaffee. - Funktioniert natürlich auch mit Tee, einfacher geht's kaum. - Echt?

Ja, echt. Einfach, praktisch, supergut.

Und so wird's gemacht:

Man nehme einen möglichst hohen, schlanken Glaskrug. Es funktioniert natürlich auch mit so ziemlich jedem anderen grossen Gefäss aus Glas, Porzellan oder Keramik. Der oben abgebildete Krug hat einfach den Vorteil, dass er wenig Platz im Kühlschrank beansprucht und auch problemlos in der Kühlschranktüre untergebracht werden kann. Die Färbung des Wassers bzw. die Stärke des Tees kann in einem Glasgefäss auch ein bisschen besser beobachtet werden, aber wie gesagt, es ist keine Voraussetzung für gutes Gelingen. Pro Liter Wasser werden 2-4 Teebeutel oder 1-2 Esslöffel loser Tee verwendet. Tee in den Krug geben und mit kaltem Wasser aus dem Hahn auffüllen. Abdecken und in den Kühlschrank stellen. Je nach verwendeter Sorte, dauert die Ziehzeit etwa zwischen 4 und 12 Stunden. Lapsang Souchong zum Beispiel ist schon nach einigen Stunden sehr aromatisch, d.h. trinkfertig. Loser Kräuter- oder Früchtetee aus grossen Pflanzenteilen/Fruchtstücken profitiert hingegen immens von einer längeren Ziehzeit. Die Zeitangaben sind nur ungefähre Richtwerte und müssen nicht sklavisch befolgt werden. Der grosse Vorteil dieses Verfahrens ist nämlich, dass die Ziehzeit problemlos verlängert oder verkürzt werden kann. Soll es schneller gehen, den Krug einfach an ein sonniges Plätzchen stellen und nach 2-3 Stunden ist der Tee fertig. In diesem Fall vorzugsweise mit ein paar Eiswürfeln servieren. Vergessen, die Teebeutel zu entfernen? Kein Problem. Die meisten Sorten schmecken auch nach einer Ziehzeit von über 24 Stunden immer noch 1A. Zum Servieren den Tee in ein Glas giessen und nach Belieben süssen. Ahornsirup, Agaven- oder Apfeldicksaft eignen sich wunderbar dafür. Ich verwende nur äusserst selten Süssungsmittel, denn kalt gebrühter Tee ist deutlich milder als die heiss gebrühte Variante. Für Kinder und Süssschnäbel empfiehlt sich eine Mixtur mit Sirup. 

Ausprobiert und für gut befunden:

Earl Grey und Sanddornsirup
Gemischter Kräutertee mit Goldmelissensirup
Früchtetee mit Holunderblütensirup
Lindenblüten mit Zitronensirup
Schwarztee mit Mandelsirup
Hagebutte mit Hibiskussirup
Orangenblüten mit Quittensirup

Alle Vorteile auf einen Blick: Kocherei entfällt, keine Abkühlzeit, kein unnötiger Energieverbrauch und keine Notwendigkeit mehr, Eiswürfel en masse bunkern zu müssen.

Nachteil: Ein bisschen Vorausplanung ist Voraussetzung, aber das wird schnell zur Gewohnheit. Ich trinke tagsüber den Krug leer, wasche ihn am Abend kurz aus, gebe neuen Tee hinein und stelle ihn über Nacht in den Kühlschrank. Und am nächsten Tag beginnt das Spiel dann wieder von vorne. Echt einfach, oder?


Menu Selbdritt Vorspeise: Melanzane con Salsa di Sarde

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Achtung, Achtung: Wegen akutem Zeitmangel und diversen anderen Problemchen, ist dieser Beitrag äusserst minimalistisch gehalten. 

Die Vorspeise, Auberginen mit Sardinensauce, wird bei mir serviert.
Den Hauptgang, Maispoularde mit Erbsen-Kartoffelstampf und Kardamom-Rüebli, gibt's bei lieberlecker
Und last, but not least: Schokoladentörtchen von se Guru himself, lamiacucina.

Meine Herren, es war mir eine Ehre.


Für die Sauce (ausreichend für 4-6 Portionen):

  • 1 Dose richtig gute Sardinen in Öl (80 gr Abtropfgewicht)
  • 40 gr Doppelrahmfrischkäse
  • 100 gr griechischer Joghurt
  • 1/2 El Weisswein 
  • wenig fein abgeriebene Zitronenschale
  • Kräutersalz, Pfeffer
  • 2 mittlere Gewürzgurken, bevorzugt selbst eingelegt

Sardinen in einem Sieb abtropfen lassen. Eventuell anhaftende Haut entfernen. In eine Schüssel umfüllen und mit einer Gabel ganz fein zermusen. Frischkäse und Joghurt zum Fisch geben und gut verrmischen. Mit Weisswein, Zitronenschale, Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen. Falls die Sauce zu dick geraten ist, etwas mehr Joghurt und/oder 1-2 Tl Wein oder Wasser untermischen. Zur Seite stellen und durchziehen lassen, bis die Auberginen fertig sind. Gewürzgurken trocken tupfen und in kleine Würfelchen schneiden. 

  • pro Person eine halbe Aubergine (ca. 150 Gramm)
  • Rapsöl 
  • frisches Basilikum

Ofen auf 210 Grad vorheizen, Backblech mit Backpapier belegen. Auberginen waschen und die Enden kappen. In fingerdicke Scheiben schneiden und beidseitig mit Öl bepinseln. Pro Person rechnet man mit 4-6 Scheiben, je nach Grösse. Auf dem Backblech verteilen, leicht salzen und auf der mittleren Schiene einschieben. So lange backen, bis die Scheiben gebräunt und weich sind. Das dauert je nach Ofen etwa 15-20 Minuten. Auberginenscheiben auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Auf jeden Teller 4-6 Scheiben legen, grosszügig mit der Sardinensauce nappieren, mit reichlich Gurkenwürfelchen bestreuen und mit ganzen oder grob zerzupften Basilikumblättern garnieren.




12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -13-

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[GE]gessen: Einen hervorragenden Döner Kebap
(muss zwischendurch auch mal sein)

[GE]trunken: Cold Brew Tea aus Chrysanthemenblüten 

[GE]kocht: Zucchini mit Granatapfelsirup und Za'atar

[GE]backen: Stachelbeerchüechli

[GE]wesen: In Dornach, um den Neubau des Theaters zu beäugen

[GE]sehen: Berlin2Shanghai - 13'000 Kilometer mit dem Velo

[GE]lesen:
Die Bounty. Die wahre Geschichte der Meuterei - Caroline Alexander
Schlange im Paradies. Reise zu den Nachfahren der Bounty - Dea Birkett

[GE]freut:Über eine neue Quelle für Bio-Kokosblütenzucker. 
Ein Teil des Erlöses geht an ein Schulprojekt in Indonesien und trotzdem kostet das Kilo nur 9 Franken. Mehr Infos demnächst.

[GE]ärgert: Über Händler, die sich als harmlose Flohmarktbesucher ausgeben und ahnungslose Hobbyverkäufer übers Ohr hauen.

[GE]kauft: Ein Päckchen Mizuna-Samen für den Herbst

[GE]hört:

                               

[GE]lacht: 
Flohmarktbesucherin: Wieviel kostet diese Lampe?
Verkäufer: Wieviel ist sie ihnen den Wert?
Flohmarktbesucherin: Es wäre ein Geschenk für meine Schwiegermutter.
Also höchstens fünf Franken. Obwohl... Wenn ich es mir recht überlege, reicht auch ein gekaufter Kuchen. So eine Gummiroulade von M-Budget. Mehr hat sie gar nicht verdient.

Scheint eine äusserst glückliche Beziehung zu sein...


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -14-

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[GE]gessen: Ballenberg-Wurst

[GE]trunken: Orangen-Buttermilch mit Kardamom

[GE]kocht: Glasnudelsalat

[GE]backen: Zitroniges Buttermilchbrot

[GE]wesen: Im Garten für die tägliche Gurkenernte

[GE]sehen: Wenn die Gondeln Trauer tragen

[GE]lesen: Grotesk - Natsuo Kirino

[GE]freut:Über das perfekte Fermentierungsverhalten 
der Tomaten-Peperoni-Salsa

[GE]ärgert: Über überrissene Portokosten, 
die mehr als das Doppelte der Postgebühr betragen

[GE]kauft: Vier Gährröhrchen und passende Stopfen 

[GE]hört: This Bitter Earth - Andrew Strong
Und danach noch den Rest des Debütalbums "Strong" aus dem Jahr 1993

[GE]schenkt bekommen:
Froilein Schwesterherz war geschäftlich in Griechenland unterwegs und hat mir, neben anderen Kleinigkeiten, zwei extragrosse Kochlöffel aus Olivenholz und Mastix-Zahnpasta mitgebracht. 
Danke se Lieblingssista!


Orangen-Buttermilch mit Kardamom

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Obwohl ich sonst sehr wärmeliebend bin, macht mir die momentane Hitzewelle ziemlich zu schaffen. Der Speiseplan besteht darum vorwiegend aus Rohkost (z.B. klein geschnippelten Tomaten, Peperoni, Gurken, Melonen), Salaten und literweise Cold Brew Tea. Trotzdem fühle ich mich unglaublich schlapp und versuche als Ausgleich, möglichst viele Vitamine in mich hineinzustopfen. Darum gab es die letzten Tage zum Frühstück Orangen-Buttermilch, die daneben gleich noch den Vorteil hat, herrlich erfrischend zu sein. 


Für 1-2 Personen:

  • 350 ml Buttermilch
  • 175 ml frisch gepresster Orangensaft mit Fruchtfleisch (3-4 Saftorangen)
  • 1-2 El frisch gepresster Zitronensaft
  • 1/8 Tl frisch gemahlener grüner Kardamom
  • optional ein paar Eiswürfel

Alle Zutaten in den Mixbecher geben und eine Minute auf höchster Stufe durchquirlen. Mit oder ohne Eiswürfel servieren. Wer mag, ergänzt das Getränk noch mit 1 Teelöffel Rosen- oder Orangenblütenwasser.


Buchvorstellung: Vegan Oriental von Parvin Razavi

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Gleich vorneweg: Es handelt sich bei Vegan Oriental nicht um eine Zusammenstellung von bekannten, traditionellen und seit jeher veganen Gerichten aus dem orientalischen Raum, wie der Titel vermuten lässt. Dank dieser falschen Annahme war ich beim ersten Durchblättern nämlich ziemlich irritiert. Curry-Hummus? Revani mit Dinkelmehl? Gegrillter Blumenkohl? Bitte? Hätte ich, wie man das allgemein sowieso tun sollte, zuerst das Vorwort aufgeschlagen, wäre mir folgendes nicht entgangen (ich zitiere die Autorin): ".. Die von mir kreierten Rezepte sind oft sehr einfach, meist in weniger als einer halben Stunde nachgekocht und lassen so jede Menge Zeit zum Geniessen!...."Aha, so ist das also. Darum alle Vorbehalte aus dem Kopf verbannt und noch einmal ganz von vorne angefangen zu lesen.

Erster Eindruck:
Bunt und fröhlich. Mattes Papier, matte Fotos, viele Illustrationen. Alles ist stimmig, ohne gekünstelt zu wirken. Fast jedes Rezept wird durch ein seitenfüllendes Foto begleitet. Die meisten Zutatenlisten sind kurz und beanspruchen samt Anleitungen insgesamt oft nur eine halbe Seite. Ausserdem sind sie sehr übersichtlich gehalten und leicht verständlich beschrieben. Leider wurden die Gerichte nicht durchgehend zweisprachig betitelt, aber das ist nur ein kleiner Minuspunkt. Ausgemerzt wird er sowieso gleich durch den Hinweis, dass das einzige im Buch verwendete Ersatzprodukt Sojajoghurt ist. 

Inhalt:
Nach dem Vorwort folgt die Vorstellung der sympathischen Autorin und Bloggerin (mir bis dahin unbekannt), die im Iran geboren wurde und später mit ihrer Familie nach Österreich emigrierte. Auf den nächsten Seiten werden im Glossar die wichtigsten Zutaten in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet, zwei persische Reiszubereitungen erklärt und bevor man sich ins Kochvergnügen stürzt, noch Hinweise zu den Mengenangaben im Rezeptteil gegeben. Die folgenden 160 Seiten sind in geographische Kapitel unterteilt: Iran, Armenien, Syrien, Libanon & Jordanien, Ägypten, Marokko und Türkei. Die Reihenfolge der Gerichte in den einzelnen Kapiteln ist der Servierfolge entsprechend: Mezze, Hauptspeisen, Beilagen und Desserts. (Wobei nicht in jedem Kapitel zwingend jede Kategorie vertreten ist). Unsere kulinarische Reise durch den Orient startet also mit einer grossen Mezzeplatte. Empfehlen würde ich euch Mirza Ghasemi (rotes Auberginenmousse), Zitrussalat mit Sumach, Berberitzen und Pistazien, saure Karotten-Torshi, gebackene Mante mit Kürbisfüllung, gebratene Okras, breite Bohnen in Tomatensauce, Tabouleh aus Granatapfelkernen und Äpfeln, karamellisierter Fenchel mit Berberitzen, Relish mit Orangen und Koriander und dazu Khoubiz (libanesisches Fladenbrot, mit 25 Gramm Hefe auf 750 Gramm Mehl zubereitet). Als Hauptgericht hätten wir Baghali Ghatogh (Saubohneneintopf mit Dill) und Auberginen mit Walnuss-Granatapfelfüllung. Als Beilage passen Juwelen-, Safran- oder Linsenreis. Wer es leichter mag, nimmt einfach die gefüllten Tomaten. Im Herbst würde ich euch die Butternusskürbis-Tajine mit Koriander-Dattel-Couscous ans Herz legen und im Winter die gebackene Kartoffel-Kibbeh. Den Abschluss bilden frische Früchte, Zimt-Tee und türkischer Kaffee. Für die Süssschnäbel unter euch hätte ich noch ein Stückchen Mandel-Rosen-Kuchen und Feigen in Sirup. Na, wer möchte als erster bestellen? 

Was meint der Magen?
Der Zitrussalat aus Orangen, Grapefruit, Sumach, Berberitzen, Pistazien und Minze hat mich aus den Socken gehauen. Jeder Bissen offenbart eine andere Geschmackskombination, zum Beispiel süss und bitter, sauer und salzig oder minzig und pfeffrig. Wenn Sumach und Olivenöl durch etwas Orangensaft und zwei Esslöffel Orangenblütenwasser ersetzt werden, wird aus dem Salat im Handumdrehen ein erfrischendes Dessert. Beim Mast' o Khiar (persischer Dip mit Gurke und Rosenblüten) habe ich mir erlaubt, Soja- durch Kuhmilchjoghurt zu ersetzen, da ich Sojajoghurt auf den Tod nicht ausstehen kann. Die Kombination aus Gurke, Knoblauch, Rosinen und getrockneten Rosenknospen ist wohl aber auch mit pflanzlichem Joghurt ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nicht schlecht, aber recht speziell. Besonders, da es mit keiner der ausprobierten Beilagen (grillierte Zucchini- und Auberginenscheiben, Tomaten, Paprika und Fladenbrot) wirklich harmonierte. Herr C. hat dafür plädiert, bei einem zweiten Anlauf die Rosinen und Rosenknospen ersatzlos zu streichen. Mein Einwand, dass es dann ein gewöhnliches Tzatziki wäre, hat er freudig nickend quittiert.... Der Mandeldip aus fein gemahlenen Mandelblättchen, Brotkrumen, Knoblauch, Essig und Öl kam wesentlich besser an, wie das Foto beweist:


Die Linsenlaibchen bestehen eigentlich nur aus einer gewürzten Linsen- und Kartoffelmasse. Ich hatte vom Vortag aber noch eine Portion Dinkelreis übrig, die ich frech untergemischt habe. Herr C. hat ein Laibchen probiert, als ganz okay eingestuft, und dann mit Lichtgeschwindigkeit die dazu gehörenden gebratenen Tomatenscheiben weggefuttert. (Inklusive den zur Seite gelegten Exemplaren für's Foto).


Geheimtipp: Übrig gebliebene Laibchen (doofes Wort, ich weiss) mit Tomatenscheiben und reichlich Sesam-Petersilien-Sauce in ein Brötchen packen und am nächsten Tag als Lunch geniessen. 

Fazit:
Ich persönlich finde es grandios, dass in diesem Kochbuch auf jegliche Soja- und vegane Ersatzprodukte (ausser Sojajoghurt) verzichtet wurde. Weit und breit kein Tofu, kein Tempeh, keine Sojaschnetzel, kein Nussmus, kein veganer Käse, kein Liquid Smoke und keine hippen Superfoods wie Goji oder Maca. Fast alle Rezepte basieren auf Gemüse, Hülsenfrüchten und Reis/Kartoffeln/Couscous. Klingt langweilig? Ist es aber definitiv nicht. Ganz im Gegenteil. Darum, und weil das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut stimmig ist, bekommt das Buch von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.       
Einen ganz herzlichen Dank an den NeunZehn Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.


12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -15-

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[GE]gessenÜberbackener Fenchel, lauwarm serviert

[GE]trunken: Gurkenwasser mit Verveine und Ringelblumenblüten

[GE]kocht: Kurkuma-Cassia-Tee 

[GE]backen: Heidelbeer-Chüechli mit Ruchmehl und Koriander

Ein[GE]froren: Purpurne Plumcots und Heidelbeeren

  [GE]wesen: Auf der Terrasse, Fledermäuse beobachtet

[GE]sehen: Killer Elite mit Clive Owen

[GE]lesen
Land of the Blind - Barbara Nadel
Fermented Vegetables - Kristen Shockey  

[GE]freut und gleich ein[GE]packt: 
Über die günstigen Buchpreise in einem Brocki
Kleine Auswahl der Beute:
Buttenmost und Ochsenschwanz - Martin Jenni
Roggen und Schwarzbrot - Kichler & Reiner
Alb-Leisa - Thomas Stephan
Falscher Hase - Ruth Reichl 
Die Romanows - Robert K. Massie
Mätressen - Caroline Hanken
[GE]ärgert:
Das Buch über Byzantinische Kunst ist mir auf dem Weg zur Kasse 
irgendwie abhanden gekommen. Bemerkt habe ich es aber erst, 
als wir wieder zu Hause waren. Ärgerlich. Sehr ärgerlich. 

[GE]kauft: Urfa Biber, auch bekannt als Isot(Biber) 
Fermentierte Chiliflocken, die nach Rosinen, Schokolade und Rauch schmecken. Génial, sage ich euch. 

[GE]hört und [GE]lacht:
Nights on Broadway - The Bee Gees
                               
Das beige Deux-Pièces ist der Knaller!
Meine Oma hatte exakt die selben Kleidungsstücke....


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