Kennt noch jemand diesen dämlichen Ohrwurm aus der Ültjes Werbung? "Kaum sitz ich hier und singe, kommen sie von nah und fern...." Nur zu mir kommt keiner. Gottseidank. Ich kann Krankenbesuche nicht ausstehen. Seit fünf Tagen plagt mich ein Hexenschuss und Frau Doktor bestätigte: Eingeklemmter Nerv. Sitzen geht gar nicht, Liegen und Stehen sind auch keine wirklichen Alternativen. Unterdessen kann ich jeden Quadratzentimeter der Schlafzimmerdecke haargenau beschreiben, den Inhalt dreier Romane fehlerfrei herunterrasseln und jede wichtige Szene aus "Quo Vadis", "Spartacus", "Doktor Schiwago", "Vom Winde verweht" und "Der unsichtbare Dritte" nachspielen. Notgedrungen auch ohne Eierschneider, kunstvoll zerfranster Tunika, Schneeverwehungen, Reifrock oder Maisfeld. (Das soll mir mal einer nachmachen!)
Zurück zum Thema. Ich sitze ja immer noch auf einer Menge Chiasamen. Der Pudding war ja nicht so mein Geschmack (Schlabbriges am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Oder so....), das Brot dagegen sehr. Auch meine Frau Mama war davon begeistert. Besonders, weil es so lange feucht bleibt und auch nach Tagen noch richtig gut schmeckt. Mist, ich schweife schon wieder ab. Also, zurück zu den Keksen. In amerikanischen Blogs wird Chia ja schon fast überall zugesetzt. In Salatsaucen, in Suppen, in Keksen.... Kekse? Klingt cool, muss ich ausprobieren. Auf der Suche nach einem passenden Rezept habe ich irgendwo aufgeschnappt, dass die Inhaltsstoffe von gemahlenen Chiasamen besser aufgenommen werden können. Okay, dann probieren wir das doch mal aus. Grundlage ist ein Rezept für Rosinenkekse aus "Backen für die Frau" von 1992. Rosinen durch Chia ersetzt und es funzt! Die Cookies sind aussen knusprig, innen chewy und schmecken ähnlich wie roher Vanillekipferlteig. Ohne Übertreibung einfach göttlich!
Für etwa 25 Kekse:
- 25 gr Chia
- 5 El Wasser
- 120 gr Butter oder Alsan, gescholzen und abgekühlt
- 100 gr Zucker
- 1 Prise Salz
- 1/2 Tl Vanillepulver oder Mark einer halben Vanilleschote
- 150 gr Mehl
- 1/2 Tl Weinsteinbackpulver
Chia im Zerkleinerer so fein wie möglich mahlen. Es werden ein paar grössere Stückchen und ganze Samen übrig bleiben, das macht aber nichts. In eine Rührschüssel umfüllen. Wasser mit der geschmolzenen Butter verquirlen und schnell unter die gemahlenen Samen rühren. Zucker, Salz und Vanillepulver ebenfalls gut untermischen. Mehl mit Backpulver mischen und löffelweise einarbeiten. Am Schluss sollte der Teig schön kompakt sein, wie auf dem Bild oben. Er fühlt sich leicht gummig an, das ist völlig in Ordnung. Rührschüssel mit Klarsichtfolie bedecken und den Teig eine Stunde kühl stellen. Er kann auch direkt weiterverarbeitet werden, aber durch die Ruhezeit im Kühlschrank ist er angenehmer zum Formen. Ofen auf 180 Grad vorheizen. Mit einem Esslöffel etwa walnussgrosse Portionen abnehmen, mit den Händen rund formen und leicht platt drücken. Mit etwas Abstand auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen (bei mir hatten alle auf einmal Platz) und auf der mittleren Schiene 12-15 Minuten backen. Die Cookies sollten oben nur wenig Farbe annehmen, der Boden und die Ränder dürfen mittelbraun werden. Wer sie lieber knuspriger mag, reduziert die Temperatur auf 170 Grad und backt sie 15-20 Minuten lang. Auf einem Gitter auskühlen lassen und gut verschlossen aufbewahren. Sie halten locker zwei Wochen, falls sie so lange überleben.