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Back to the 80's: Pfefferminz-Schoko-Eis

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In meiner Kindheit gab es Pfefferminz-Schoggi-Glacé noch oft zu kaufen, heute scheint es, ausser in Frankreich, aus der Mode gekommen zu sein. Das schicke Türkis kann nur mit giftgrünem (industriellem) Minzsirup erzielt werden, mit farblosem (selbst gemachtem) Sirup sieht es wie beiges Stracciatellaglacé aus. Ray-Ban Fliegerbrille aufsetzen, Lieblingsplatte aus den 80ern auflegen, Glacé direkt aus der Schüssel löffeln und sofort fühlt man sich wieder jung und knackig! :D


Für 4 Personen:

  • 50 gr dunkle Schokolade (mind. 50 % Kakaoanteil)
  • 340 gr Kondensmilch mit 10 % Fett, ungezuckert 
  • 15 gr Speisestärke
  • 75 gr Sahne
  • 180 gr Pfefferminzsirup (oder mehr, je nach Geschmack und Sorte) 
  • 200 gr Sahne    

Schokolade zwei Stunden in den Tiefkühler legen, damit sie beim Zerkleinern nicht in den Händen zerschmilzt. Angefrorene Schokolade in hauchdünne Späne hobeln oder sehr fein hacken. Stückchen in eine Schüssel füllen und bis zum Gebrauch in den Kühlschrank stellen. Kondensmilch in einem kleinen Topf erhitzen. Speisestärke mit 75 Gramm Sahne klümpchenfrei verrühren und ebenfalls in den Topf geben. Unter ständigem Rühren aufkochen und kurz köcheln lassen, bis die Stärke bindet. Wichtig: Rühren, rühren, rühren! Kondensmilch brennt verteufelt schnell an! 

Flüssigkeit durch ein feines Sieb in eine hitzefeste Schüssel giessen. Sirup und restliche Sahne unterrühren. Auskühlen lassen, abdecken und zum Durchkühlen über Nacht in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Tag in die Eismaschine verfrachten. Schokolade fünf Minuten vor Ablauf des Programms reinkippen. Das Eis ist nach 40 Minuten in meiner Maschine noch ziemlich weich, am besten wird es danach in eine vorgekühlte Tupperschüssel gefüllt und darf vor dem Servieren im TK noch 1-2 Stunden frieren.



Caonella - Einfach, vegan und palmölfrei

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Manche Menschen sind schon eigenartig. Zuerst wird lang und breit gejammert, dass die eigene Kochkunst verbesserungswürdig sei und die Essgewohnheiten dringendst geändert werden müssen. Es wird nach Rezepten, Anleitungen, Tipps und Tricks gefragt und dann wieder gejammert, weil man sich ja nicht alles zusammen so einfach merken könne. "Guck doch mal auf meinen Blog, da findest du viele Antworten auf deine Fragen - Was für ein Block?" Ich gab's auf und nett wie ich halt bin, habe ich mich Stunden durch die Auslagen von einigen Buchhändlern gewühlt, um ein hilfreiches Kochbuch aufzustöbern. Gar nicht so einfach, aber ich fand sogar zwei wirklich tolle Werke passend zum Kochniveau und den angestrebten Ernährungsgewohnheiten besagter Person. Eines gab's zum Geburtstag und das zweite sollte zu Ostern folgen. Doch zur zweiten Übergabe kam es gar nicht. Die Reaktion auf das erste Buch war deutlich genug.

Schon beim Auspacken verzog die beschenkte Person den Mund Richtung unten, verdrehte die Augen und fragte indigniert: Was soll ich denn damit anfangen? - Na, du wolltest doch lernen, besser und gesünder zu kochen - Aber das braucht doch soooooo viel Zeit und ist soooo kompliziert - Stimmt doch gar nicht. Und wie du weisst, nur Übung macht den Meister, dann geht vieles noch schneller von der Hand - Aber ich koche doch gar nicht gerne - Bitte? Seit wann? - Ich habe noch nie gerne gekocht - Aber warum jammerst du dann, dass du besser kochen lernen willst? - Will ich doch gar nicht - Und wie willst du dann deine Essgewohnheiten ändern, wenn du nicht bereit bist, neues dazuzulernen? - Es gibt doch auch gesunde Fertigprodukte - ........

Damit war die Diskussion beendet und ich habe das zweite Buch behalten. Lucky me, mir gefällt es nämlich ausnehmend gut. Und weil ich nur minimal schadenfreudig bin, liefere ich hier und jetzt den Beweis, dass man auch mit wenigen Zutaten und geringem Aufwand bekannte Fertigprodukte mit Links ausbooten kann.

Ich präsentiere: Eine einfache, vegane und palmölfreie Alternative zu Nutella & Co. Das Grundrezept lässt sich passend für jeden Geschmack und Geldbeutel abwandeln. Natives Kokosöl oder Kakaobutter sind zu teuer oder nicht erhältlich? Ungehärtetes Kokosfett (z.B. aus der Migros) tut's auch. Helles Mandel- und Cashewmus halten sich dezent im Hintergrund, dunkles Mandelmus und Haselnussmus bringen Schwung in die Sache. Agavendicksaft hat praktisch keinen Eigengeschmack, Ahornsirup, Birnel, Dattel- oder Reissirup hingegen verpassen der Caonella eine ganz eigene Note. Mehr Kakao kann nie schaden und die Gewürze können ganz nach Belieben ergänzt oder weggelassen werden. Immer noch zu kompliziert?


Für ein Glas mit 125 ml Fassungsvermögen:

  • 60 gr Kokosöl 
  • 60 gr Nussmus
  • 45 gr flüssiges Süssungsmittel, z.B. Agavendicksaft, Birnel, Apfelsüsse, Dattel- oder Reissirup
  • mindestens 2 El / 10 gr Kakaopulver
  • 1-2 Prisen Meersalz
  • je 1/3 Tl Vanillepulver, Zimt und Spekulatiusgewürz

Kokosöl in einen kleinen Topf geben und bei milder Hitze schmelzen lassen. Topf fünf Minuten zum Abkühlen zur Seite stellen. Nussmus mit Süssungsmittel, durchgesiebtem Kakaopulver, Salz und den Gewürzen in einer Schüssel klümpchenfrei verrühren. Probieren und ggf. nachwürzen. Lauwarmes Kokosöl dazu giessen und gründlich unterrühren. In ein sauberes Glas umfüllen und etwa zwei Stunden auskühlen lassen, bevor der Deckel drauf kommt. Ganz wichtig: Diesen Schritt nicht überspringen, sonst würde sich Kondenswasser bilden und die Caonella könnte anfangen zu schimmeln. An einem kühlen Plätzchen (nicht im Kühlschrank) aufbewahren und innerhalb von zwei Monaten verputzen.

Und ab damit zu meiner Namensvetterin Tanja, die für ihren Blogevent Brotaufstriche jeglicher Art sucht.

1. Blog-Event im Greenwaycastle - Brotaufstriche


Limo ganz natürlich mittels Ingwer oder Kurkuma zum Brizzeln bringen

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Letzte Jahr fand ich heraus, wie Gazzosa zu Hause hergestellt werden kann. Mit der Methode war ich ziemlich zufrieden, bis zu dem Tag, an dem eine Glasflasche explodierte. Es war ganz und gar meine Schuld, ich hatte die ersten Bläschen übersehen und die Flasche viel zu lange der Sonne ausgesetzt. Die Schweinerei hielt sich, dank des dicken Tontopfes auf dem Fensterbrett, in dem die Gazzosa zur Sicherheit stand, in Grenzen. Trotzdem war mir die Freude vorerst gründlich vergangen. Aber so ganz konnte ich es dann doch nicht ruhen lassen, denn der Sache mit dem Ingwer wollte ich noch auf den Grund gehen. In einem italienischen Kochforum wurde die Möglichkeit vorgestellt, statt Weinsteinpulver und Bier, Ingwer einzusetzen, um die Flüssigkeit zum Blööterle zu bringen. Auch nach einer mühseligen Wort-für-Wort-Übersetzung verstand ich nicht, wie das chemisch-biologisch-physikalisch funktionieren sollte. Es schien, laut einigen Rückmeldungen, bestens zu klappen. Aber wie genau? Das blieb mir ein Rätsel. Weitere Recherchen in den folgenden Wochen führten mich zu diversen englischsprachigen Seiten und Blogs, auf denen das Geheimnis der Herstellung dieser so genannten Gingerbugs gelüftet wurde.

Links frisch angesetzter Ingwerbug, mittig Kurkumabug und rechts Ananasessig

Viele der Anleitungen im Netz beziehen sich auf The Art of Fermentation von Sandor Ellix Katz, DEM Standardwerk zum Thema Fermentation. Ich hatte ja gehofft, dass irgendein deutscher Verlag das Potential dieses Buches erkennen und es übersetzen würde, aber nix war's. Vielleicht in ein paar Jahren, aber bis dahin wollte ich nicht warten. Also habe ich es mir, trotz Bedenken hinsichtlich der Verständlichkeit, aus Amerika einfliegen lassen. Es hat sich gelohnt und ich kann es jedem, der über ausreichende Englischkentnisse verfügt, wärmstens empfehlen. Ab Seite 147 geht er ausführlich auf die Herstellung von fermentierten Getränken ein. Das Ansetzen eines "Bugs" (Grundansatz, von mir Ursuppe genannt) ähnelt verblüffend der Methode, wie man sich einen Sauerteig heranzüchtet. Durch die tägliche Fütterung beginnt die Ursuppe zu blubbern und bald kann ein Teil zum "Impfen" einer neuen Menge abgenommen werden. Die geimpfte Flüssigkeit beginnt nach wenigen Tagen selber zu blubbern. Wissenschaftlich erklärt: Zucker wird in Kohlensäure umgewandelt, d.h. durch Fermentation findet eine natürliche Karbonisierung statt.

Ingwerbug am vierten Tag. Noch kein Brizzeln, aber ein paar Bläschen

Hört sich natürlich viel komplizierter an, als es wirklich ist. Man braucht nicht mehr als ein grosses Einmachglas, ein Stück Tuch oder einen Kaffeefilter aus Papier, ein Gümmeli, Wasser, Zucker und frischen Ingwer oder Kurkuma. Ob Bio oder nicht, Vollrohrzucker oder Haushaltszucker, da gehen die Meinungen auseinander. Für den Ansatz der Ursuppe empfehle ich Rhizome aus biologischem Anbau und einen Löffel voll Rapadura, damit habe ich sehr gute Ergebnisse erzielt. Denn die ganzen nützlichen Bakterien und Hefen, die auf der Schale sitzen, garantieren zusammen mit dem schonend verarbeiteten Rohrzucker einen richtig guten Start. Es geht natürlich auch mit Ingwer aus dem Supermarkt bzw. Kurkuma aus dem Asialaden, dann aber bitte geschält verwenden. Bei Bioware reicht kurzes Abspülen. Eine durchgehende Fütterung mit Rapadura ist zwar möglich, beeinflusst Farbe und Geschmack aber so sehr, dass ich normalen, weissen Zucker bevorzuge. Für Ginger Root Beer ist Rapadura hingegen perfekt geeignet.

Fertiger Kurkumabug am siebten Tag

Raspeln oder fein hacken? Beim Kurkuma konnte ich keinen Unterschied feststellen, doch geraspelter Ingwer entwickelt einen stärkeren/schärferen Geschmack als gehackter. Wer die typische Schärfe von Ginger Beer mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Mein Magen verträgt das nur in sehr kleinen Mengen, deshalb ist der Kurkumabug mein persönlicher Favorit. Er ist viel milder, sticht nicht so hervor und soll ja nebenbei gleich noch Krebs, Alzheimer und diverse andere Krankheiten vorbeugen. Ob das stimmt oder nicht, müssen andere beurteilen. Ich geniesse meine Limonaden weil sie mir schmecken, und nicht weil ich sie für ein neues Allheilmittel halte. Fermentierte Lebensmittel sollen ja generell gesünder sein und gegen ein bisschen natürliche Vorsorge nebenbei hätten wir ja auch nichts, oder? :-)


Für den Bug/die Ursuppe:

  • ein grosses Einmachglas (so 750 ml Fassungsvermögen sollte es schon haben)
  • frischer Ingwer und/oder Kurkuma
  • Zucker 

Glas gründlich mit heissem Wasser und Spülmittel reinigen. Abtropfen lassen und 500 ml kaltes Wasser einfüllen. In Gegenden, in denen das Leitungswasser stark gechlort ist, empfiehlt sich stilles Mineralwasser aus der Flasche. Ein etwa daumengrosses Stück Rhizom abbrausen oder schälen und fein raspeln oder hacken. Die Stückchen und ein Esslöffel (Vollrohr)Zucker in das Glas geben. Mindestens eine Minute kräftig rühren, damit Schwung in die Sache kommt. Mit einem sauberen Tuch oder einem halbierten Kaffeefilter aus Papier abdecken und mit einem Gümmeli fixieren, so dass Fruchtfliegen keine Chance auf ein Bad haben. An ein warmes, ruhiges Plätzchen (mindestens 20 Grad) stellen und während den folgenden sechs Tagen jeweils mit einem gestrichenen Esslöffel Ingwer- oder Kurkumaraspel und der gleichen Menge Zucker füttern. Immer mindestens so lange Rühren, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat.

Nach ein paar Tagen treiben viele Stückchen an der Oberfläche und die Flüssigkeit beginnt leicht zu schäumen und zu blubbern. Der Kurkumabug war bei mir nach drei Tagen so weit, beim Ingwerbug dauerte es sechs Tage. Beim Ingwerbug kann man übrigens auch hören, wenn er einsatzbereit ist. Die Bläschen platzen mit lautem Ploppen, wenn das Glas bzw. die Flüssigkeit bewegt wird. Beim Kukumabug bleibt das Geräusch aus, er schäumt dafür kräftiger. Nach einer Woche sollten beide Bugs einsatzbereit sein, sonst noch ein paar Tage länger füttern. So lange die Flüssigkeit nicht anfängt grauslich zu stinken oder schimmelt, ist alles im grünen Bereich. Wenn sich allerdings nach über 10 Tagen konstanter Fütterung immer noch nichts rührt, wäre ein Neustart wohl keine schlechte Idee.

Für den Limoansatz wird nun ein Teil abgenommen. Auf 1,4 Liter gezuckerte Flüssigkeit nehme ich 100 Milliliter Ursuppe.* Am einfachsten geht das Abmessen mit einem kleinen Messbecher, auf dem ein Teesieb platziert wird. Lieber schöpfen als giessen, gibt weniger Sauerei. Die im Sieb verbleibenden Wurzelstückchen gehen am Anfang wieder zurück ins Glas. Später, wenn das Glas nach weiteren Fütterungen ziemlich voll ist, können sie gegessen oder entsorgt werden. Die abgenommene Flüssigkeit wird durch die gleiche Menge frisches Wasser ersetzt und gleich noch eine Fütterung mit je einem Esslöffel Ingwer/Kurkuma und Zucker vorgenommen. Ein, zwei Tage später ist der Bug dann wieder einsatzbereit.


Wer eine Produktionspause einlegen möchte, kann das Glas einfach im Kühlschrank parkieren. Deckel nicht ganz zudrehen, denn die Fermentation wird nur extrem verlangsamt, aber nicht vollständig gestoppt. Wichtig ist, dass der Bug mindestens einmal pro Woche zum Rühren an die frische Luft darf und regelmässig gefüttert wird. Am Anfang alle sieben Tage, ältere Kulturen halten auch mal zwei Wochen ohne Nahrung aus. Wenn die Fütterung längere Zeit vergessen wurde, gibt es einen einfachen Test, um zu sehen, ob es noch lebt. Aus dem Kühlschrank holen, doppelte Menge füttern, Deckel nur lose auflegen und einen Tag an der Wärme stehen lassen. Beginnt es wieder zu blubbern, ist alles okay. Wenn nicht, dann heisst es Abschied nehmen. Nach einem Aufenthalt im Kühlschrank muss der Bug ein, zwei Tage gefüttert werden, bevor er wieder einsatzbereit ist. Meine beiden Gläser stehen seit dem 7. Mai (natürlich mit Unterbrechungen) im Kühlschrank und der Inhalt blubbert immer noch putzmunter vor sich hin.


Um die Frage vorwegzunehmen: Muss es denn unbedingt Ingwer oder Kurkuma sein? Herr Katz berichtet in seinem Buch davon, dass es auch mit frischem Galgant klappt und hier und hier wird von gelungenen Versuchen mit Löwenzahnwurzeln bzw. Gobo berichtet. Das lässt natürlich viel Raum für neue Experimente. Ich denke da an Nelkenwurz, Krachai oder warum nicht mal einen Versuch mit Mais oder Wurzelgemüse starten? Freue mich natürlich über jede weitere Idee. *Limo- und Ketchuprezepte folgen in den nächsten Tagen. (Ja, ihr habt richtig gelesen. Fermentiertes Kurkuma-Ketchup).


Kleiner Fingerzeig: Vegane (Koch)Buchtauschwoche

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Super Sache! 
Die Tauschangebote sind mittlerweile Online und natürlich bin ich auch mit von der Partie. 
Ein Buch ist schon weg, drei sind noch zu haben.


Die mit Spannung erwartete Fortsetzung: Fermentierte Limonade

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Wie versprochen, folgen nun die Rezepte für fermentierte Limonade mit dem Ingwer- oder Kurkumabug. Voraussetzung ist eine lebendige Ursuppe, ohne die läuft bzw. blubbert hier nichts. Wie diese Ursuppe angesetzt wird (und weitere Grundlagen) könnt ihr hier nachlesen.

Nach 12 Stunden

Der zugesetzte Zucker (und der in Säften vorhandene Fruchtzucker) wird während des Prozesses beinahe gänzlich "aufgefressen", also nicht damit sparen oder die Fermentationszeit entsprechend abkürzen. Je länger die Fermentation, desto stärker das Geblubber. Mais attention: Der Geschmack beginnt irgendwann in Richtung unangenehm sauer zu tendieren. Deshalb häufig probieren und wenn's passt, umgehend abfüllen und am besten in den Kühlschrank stellen.

Nach 24 Stunden (idealer Zustand zum Abfüllen)

Die ersten Schritte bleiben bei jedem Limorezept gleich. Zuerst wird der Bug abgesiebt. Dazu auf einen kleinen Messbecher ein Teesieb legen und die Ursuppe reinschöpfen, bis die benötigte Menge erreicht ist. Reste im Sieb entweder zurück ins Glas löffeln, essen oder in den Kompostkübel kippen. Gezuckerte Flüssigkeit mit dem Bug in einem grossen Einmach- oder Vorratsglas mischen. Dabei immer einen Sicherheitsabstand von mindestens 5 cm bis zum Rand einhalten, damit nichts überschäumt. 

Nach 48 Stunden (da war die Limo schon zu sauer)

Noch ein Wort zur Sicherheit: Grundsätzlich bevorzuge ich Glasflaschen, bin aber nach einer kleinen Gazossa-Explosion auf das Schwesterfabrikat aus Plastik umgestiegen. Das funktioniert tadellos und befreit mich von der Angst, irgendwann Scherben und klebrige Sauce in einem Umkreis von 10 Quadratmetern wegschrubben zu müssen. Vorsichtshalber aber bitte nur Plastikflaschen verwenden, die vorher kohlensäurehaltige Getränke enthielten. Wer lieber Glasflaschen benutzen möchte, darf eines nie vergessen: Durch das Kühlstellen wird der Fermentationsprozess nur verlangsamt, aber nicht gestoppt! Und je länger sich der Druck aufbauen kann, desto höher die Chance, dass die Flasche das nicht aushält. Theoretisch ist es möglich, die Limonade mehrere Wochen/Monate aufzubewahren, ich rate aber zu einem raschen Verbrauch innerhalb von zwei Wochen. Wenn die Limo länger im Voraus produziert werden soll, empfiehlt sich ein abgeschiedener, sicherer Aufbewahrungsort. Zum Beispiel eine alte Kühlbox in der hintersten Ecke des Kellers. Das Öffnen dann lieber ins Badezimmer oder ins Freie verlegen, auf einigen amerikanischen Blogs wird von Limo-Geysiren berichtet, wenn die Flaschen länger gelagert wurden. 

Doch schreiten wir nun zum einfachsten Grundrezept, der Apfel- oder Orangenlimonade.


Zutaten für eine 1,5 Liter fassende Plastikflasche:

  • 650 ml (naturtrüber) Apfelsaft oder Orangensaft
  • 650 ml Wasser
  • 100 ml Ingwer- oder Kurkumabug, abgesiebt

Saft und Wasser in einem grossen Einmach- oder Vorratsglas mischen, Bug einrühren. Öffnung mit einem sauberen Tuch oder einem halbierten Kaffeefilter abdecken, mit einem Gümmeli fixieren und an ein warmes Plätzchen (mind. 20 Grad) stellen. An kalten Tagen kann das Glas in den Backofen mit eingeschalteter Lampe oder auf einen lauwarmen Heizkörper gestellt werden. Sobald die Flüssigkeit schäumt und sich Bläschen auf der Oberfläche zeigen (normalerweise nach 24 Stunden, kann aber auch mal 72 Stunden dauern), in eine gut gereinigte Plastikflasche umfüllen. Auch hier muss ein Sicherheitsabstand von mindestens 5 cm bis zum Rand eingehalten werden. Deckel zudrehen und den Flascheninhalt nochmal 12-48 Stunden fermentieren lassen. Ab und zu die Plastikflasche ein bisschen zusammendrücken um festzustellen, wie gross der Druck schon ist. Am Anfang wird sich die Flasche problemlos eindrücken lassen, später wird sie bretthart sein. An diesem Punkt den Deckel öffnen um Druck abzulassen und den Geschmack zu überprüfen. Soll die Fermentation fortgesetzt werden, Deckel wieder zudrehen und die Flasche noch ein paar Stunden an der Wärme stehen lassen. Passt der Geschmack, wandert die Flasche in den Kühlschrank. Möglichst bald verbrauchen oder sicher im Keller einlagern (siehe oben). 



Eine weitere fruchtige Variante:

  • 350 ml Orangensaft
  • 350 ml Apfelsaft
  • 600 ml Wasser
  • 100 ml Ingwer- oder Kurkumabug

Vorgehen siehe erstes Rezept.


Mit Mandarinensaft schmeckt die Limonade ähnlich wie Orangina:

  • 650 ml Mandarinensaft (frisch oder aus dem Tetrapack)
  • 650 ml Wasser
  • 100 ml Kurkukambug


Es muss nicht immer Fruchtsaft sein, auch mit gesüsstem Tee funktioniert die Fermentation, wie man anhand der Hibiskus-Gewürz-Limo sehen kann (erstes Foto):

  • 1,3 Liter Wasser
  • 10 Hibiskusblüten 
  • 10 Pimentkörner, angequetscht
  • 1 kleinfingerlange Cassiastange
  • 1/2 Vanilleschote, ausgekratzt (Mark für etwas anderes verwenden)
  • 2 Gewürznelken
  • 7-8 El Zucker oder mehr nach Geschmack
  • 100 ml Ingwerbug

500 ml Wasser mit den Hibiskusblüten und allen Gewürzen aufkochen, zwei Minuten kochen lassen, Herd ausschalten, Deckel auflegen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Absieben, tüchtig süssen, mit dem restlichen Wasser auffüllen, evt. nachsüssen. Bug in die lauwarme Flüssigkeit einrühren und in das saubere Vorratsglas giessen. Weiteres Vorgehen siehe oben.

Einer der Gründe, warum ich in letzter Zeit so selten online bin.
Irgendwer muss ja die Beerenschwemme verarbeiten.

Und ab damit zu Zorra und Simone, die für ihren 100. Blogevent erfrischende Getränke suchen.


Kartoffelsalat mit Almonnaise (vegan)

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Nein, das Rezept meiner Frau Mama gebe ich nicht preis. Um nichts in der Welt. Sorry. Liegt auch daran, dass keine exakten Mengenangaben dazu existieren. Den muss man (in diesem Fall bin ich gemeint) im Gefühl haben, alles andere wird schrecklicher Murks. Aber da ich ja einen Beitrag zu ihrem Blogevent schicken möchte, verrate ich euch mein Lieblingsrezept für die vegane Variante mit selbst eingelegten Gewürzgurken und hausgemachter Almonnaise. Die meisten Zutaten und das Vorgehen habe ich vom "Original"übernommen, denn der vegane Salat entstand, als ich spontan eine Schüssel voll zu einer Grillparty mitbringen wollte und mir erst nach dem Abschütten der Kartoffeln auffiel, dass ich den unentbehrlichen Schmand am Tag zuvor aufgebraucht hatte. Gesamturteil der Familie: Anders, aber gut. Damit kann ich leben.


Für 4-6 Personen:

  • 1 kg vorwiegend festkochende Kartoffeln (z.B. Agria)
  • 300 ml Wasser 
  • 1 Gemüsebouillonwürfel (für 500 ml)
  • 1 kleine Stange Lauch (ca. 120 gr) oder 4-5 Frühlingszwiebeln
  • 2 Gewürzgurken, am besten selbst eingelegte
  • 5 gehäufte El Almonnaise
  • 4 El Gurkenwasser
  • 2 El Kräuteressig
  • Kräutersalz, Pfeffer

Kartoffeln in Wasser gar kochen. Unterdessen das Wasser mit der Brühe zum Kochen bringen. Lauch oder Frühlingszwiebeln putzen, der Länge nach halbieren und in feine Streifen schneiden. Die Streifen des unteren Drittels, also der weisse Teil, zur Seite stellen. Wenn die Brühe kocht, Topf vom Herd nehmen und die grünen Streifen zugeben. Kräftig pfeffern, Deckel auflegen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen. Dann in eine hitzebeständige Salatschüssel giessen. Kartoffeln abschütten, möglichst heiss schälen, in nicht zu dünne Scheiben schneiden und direkt in die Brühe fallen lassen. Gurken in Scheiben oder kleine Würfel schneiden, mit den restlichen Lauch- oder Zwiebelstreifen, Almonnaise, Gurkenwasser und Kräuteressig in einer Schüssel gut verquirlen. Wenn alle Kartoffeln in der Brühe liegen, Almonnaisemischung vorsichtig untermischen. Evt. nachsalzen, pfeffern und mindestens 30 Minuten ziehen lassen. Falls die Kartoffeln sehr viel Flüssigkeit aufsaugen und der Salat zu trocken scheint, mehr Gurkenwasser untermischen. 


Blogevent – Kartoffelsalate aus allen Himmelsrichtungen


Avocadokuchen find' ich doof....

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Magen und Hirn waren sich gestern einig: Wir brauchen Soulfood für das WM-Finale!
Magen: Süsses! Je schweinischer, desto besser!
Hirn: Schweinisch? Klingt gut, ich geh mal suchen.
Magen: Beeil dich!
Hirn: Ja,ja, bin ja schon am selektieren.
Magen: Und?
Hirn: Hetz mich nicht so.
Magen: Und jetzt?
Hirn: Wenn du mich weiter nervst, gibt's gar nichts!
Magen: Huuuuungeeeeerrrrrrr!!!!!
Hirn: Schnauze! Bei dem Lärm kann doch keiner klar denken!
Magen: Huuuuungeeer! Eeeeessssseeeen! Jeeeeeetzt! Sooooofort!
Hirn: Ruhe! Hab zwei interessante Erinnerungen gefunden.
Magen: Was? Was?
Hirn: Kekse mit Schokolade und Salzstangen oder Avocadokuchen.
Magen: Klingt beides prächtig. Nehm' ich.
Hirn: Bist du männlich? Auf eine "Oder-Frage" kann die Antwort nicht "Nehm' ich" lauten.
Magen: Doch, kann sie. Nehm' ich sie beide, nämlich. Hö,hö...

Beides wäre dann doch zuviel gewesen (meinte zumindest das Hirn) und da der Keksteig über Nacht ruhen sollte, einigten sich die zwei auf den Avocadokuchen. Wie sich zwei Stunden später herausstellte, ist das eine richtig doofe Entscheidung gewesen.

Schon das Rezeptfoto hätte mich eigentlich stutzig machen müssen, denn reife Avocados sind in der Regel hellgrün-gelb und nicht so dunkelgrün, dass sie locker eine Menge Teig sattgrün färben können. Aber da ich noch nie eine Avocado verbacken habe, wollte ich eine intensive Grünfärbung durch Hitzeeinwirkung nicht ausschliessen. Aber nix war's. Der Teig war zwar zart hellgrün, der fertige Kuchen eher unappetitlich bräunlich-gelb-grün (so als ob ihm nach zwei Stunden heftigster Turbulenzen ein wenig übel wäre...).

Die Geschmack glich sich der Farbe an: Undefinierbar. Eine winzige Spur mandelig (von den ungeschälten Mandeln, geschälte wären wohl völlig untergegangen), hingegen keine Spur von Vanille (dabei hatte ich extra selbst gemachten Vanillezucker plus ein bisschen Vanillepulver statt Vanillinzucker verwendet), der Zitronensaft hatte sich ebenfalls verflüchtigt und zurück blieb der Geschmack von ich-weiss-nicht-was. Nicht grauslich, aber auch nicht gut. Herr C. beschrieb den probierten Bissen so: Wie billiger Babybrei. Du weisst dank der Etikette was drin' ist, schmeckst es aber niemals heraus. Damit traf er den Nagel auf den Kopf!

Die Konsistenz war auch nichts. Trotz eingehaltener Backzeit (60 Minuten für die halbe Teigmenge) und mehrmaliger positiver Stäbchenprobe, sackte der Kuchen während dem Auskühlen komplett zusammen und war im Inneren klitschig. Wir fanden ihn beide nicht wirklich essbar, deshalb landete er, begleitet von vielen Verwünschungen, in der Mülltonne.

Herr C. wich dann als Nervennahrung auf eine Dose Fisch in Tomatensauce aus und ich futterte (verärgert über die Verschwendung der guten Zutaten) aus Versehen zu viele Cashews. Der Rest in der Tüte reicht nun nicht mehr für meinen heissgeliebten Schabzigeraufstrich. *gnah*

Fazit: Avocados? Immer gerne. Aber nur noch ROH!


Saturnwähe (und warum ich bei Wähen immer an Wäsche denken muss)

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Herr C. hat sich in den letzten Wochen öfters beschwert, weil er seiner Meinung nach nicht genug Wähen* vorgesetzt bekommt. Als ich dagegen hielt, dass ich seit Ostern mindestens 12 Stück gebacken habe, entgegnete er: "Und die musste ich alle mit anderen Menschen teilen! Ich will eine ganze Wähe für mich. Nur für mich! Ganz, ganz alleine für mich! Vielleicht gebe ich dir ein winziges Brösmeli ab, aber an deiner Stelle würde ich nicht damit rechnen. Ich schliess' mich damit ein und mampf sie ganz allein'." An dieser Stelle folgte ein Lachen, ähnlich dem von Vincent Price in Michael Jacksons "Thriller" und ein Abgang, der Bela Lugosi nicht besser hätte hinkriegen können. Unheimlich, was Essensgelüste so alles auslösen können....

Seine Wünsche sind mir ja Befehl (denkt er zumindest) und so buk ich am Wochenende zwei Wähen, um die Fruchtschale ein bisschen zu entlasten. Eine mit Äpfeln und Mandeln für den Obermufti und eine mit Saturnpfirsichen (auch als Platt- oder Paraguaypfirsiche bekannt) und Zimtblüten für mich. Normalerweise verwende ich eine runde Glasform, da in der Schweiz rund oder sechseckig ausgerollter Blätterteig die Norm ist und das fertige Gebäck so sehr adrett aussieht. Seit einigen Jahren ist hier aber auch die in Deutschland übliche, rechteckige Variante erhältlich, was für mich äusserst praktisch ist, denn so passen gleich zwei Wähen nebeneinander auf's Blech. Die Menge für den Guss bleibt praktischerweise gleich, es hängt also ganz von euch ab, ob ihr eine runde oder eine eckige Form bevorzugt. 


Für eine runde Form mit 28 cm Durchmesser oder eine rechteckige Brownieform (20 x 30 cm):

  • 1 runder oder rechteckig ausgerollter Blätterteig
  • 500 gr Saturnpfirsiche 
  • 2 frische Eier
  • 2-3 gehäufte El Zucker, je nach Reifegrad der Pfirsiche
  • 1/2 Tl fein gemörserte Zimtblüten (ersatzweise 1/3 Tl Vanillepulver)
  • 35 gr Speisestärke, 1 Prise Salz und 1/4 Tl Kurkuma (oder 1 Päckchen Vanillepuddingpulver)
  • 250 ml Sahne
  • etwa 150 ml Milch

Ofen auf 200 Grad vorheizen, Gitter auf der zweiten Schiene von unten einschieben. Pfirsiche waschen, halbieren, entsteinen und die Hälften je nach Grösse dritteln oder vierteln. Eier in einen grossen Messbecher geben und mit dem Zucker und den Zimtblüten gründlich verquirlen. Stärke, Salz und Kurkuma oder Puddinpulver mit 4-5 El Sahne in einem Schüsselchen klümpchenfrei verrühren, dann zu den Eiern in den Messbecher geben und zusammen mit der restlichen Sahne untermischen. Mit Milch bis zur 500 Millilitermarke auffüllen, nochmals gut verrühren. Form mit dem Blätterteig (samt anhaftendem Backpapier) auslegen, Pfirsichstücke drauf verteilen und mit dem Guss übergiessen. In den Ofen stellen und 40-50 Minuten backen. Eventuell für die letzten 10 Minuten eine Schiene tiefer einschieben, falls der Boden noch zu hell ist. Die Wähe ist fertig, wenn der Guss nicht mehr schwabbelt. Ob die Oberfläche hell bleibt oder bräunt, hängt vom Backofen und der verwendeten Zuckermenge ab. In einem Gasbackofen nur mit Unterhitze bleiben die Wähen hell, im Elektroofen mit Oberhitze bräunen sie natürlich viel stärker. Servieren kann man die Wähe als süsses Z'mittag oder Z'nacht, als Verpflegung zwischendurch, als Pausenbrotersatz und natürlich als Dessert, zum Beispiel bei einem Grillabend. Reste sind im Kühlschrank gut eingepackt locker 3-4 Tage haltbar. Für eine Apfelwähe die Pfirsiche durch 5 grosse, säuerliche Äpfel ersetzen und den Teig vor dem Belegen mit gemahlenen Mandeln bestreuen. Auch genial mit Aprikosen, Zwetschgen, Birnen, Kirschen, Rhabarber oder Johannisbeeren (Zuckermenge anpassen nicht vergessen).


*Wähen sind lustigerweise ausserhalb der Schweiz, ausser im alemannischen Raum und dem grenznahen Elsass, so gut wie unbekannt. Früher wurden sie in Bäckereien oder Backhäusern nach den Broten in den Ofen geschoben, um die Restwärme sinnvoll auszunutzen. Der Teig dafür wurde vor dem Formen der Brotlaibe abgezwackt, eine oder mehrere Formen damit ausgelegt und mit allem belegt, was gerade zur Hand war. Ein schnell zubereitetes und trotzdem sättigendes Essen, welches sich später zu einem typischen "Waschtag-Gericht" entwickelte. Denn bevor Maschinen die Säuberung der Wäsche übernahmen, mussten unsere Mütter und Grossmütter (und etliche Generationen vor ihnen) noch höllisch schuften, bis alles fleckenlos sauber war. Da wurde früh morgens der Kessel vorgeheizt, die Lauge angerührt, Wäsche eingeweicht, alles von Hand geschrubbt, ausgewrungen, aufgehängt und das so lange, bis Hände und Arme rot und rissig waren. Die Prozedur zog sich meist bis zum späten Nachmittag hin und so gab es an diesen Tagen oft vorbereitete und aufgewärmte Suppe und zu Hause gebackene oder beim Bäcker abgeholte Wähen. Selbst nachdem diese mühselige Arbeit schon lange von Waschmaschinen und Trocknern übernommen worden war, gab und gibt es in vielen Familien traditionellerweise immer noch einmal pro Woche Suppe und Wähe. Mittlerweile sind süsse und salzige Wähen hier in der Region beinahe überall und zu jeder Jahreszeit erhältlich. Köchinnen, die etwas auf sich halten, stellen den Teig natürlich selber her und verwenden statt Puddingpulver mehr Eier. Ich bin da pragmatischer und greife gerne zum fixfertigen Teig und manchmal auch zum Pulver von Dr. Ö., als Ausgleich stammen die restlichen Zutaten für den Guss vom Bauernhof und die Früchte sind aus dem Garten oder vom Markt. Schnell, einfach, gut. Punkt.



Ful aus Kichererbsen und Favabohnen mit Polenta nera

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Ful ist ein einfaches, in ganz Nordafrika beliebtes Bohnengericht. In Ägypten wird es sogar gerne zum Frühstück gegessen, weil es billig und sehr nahrhaft ist. Meist werden getrocknete Favabohnen am Abend vorher in reichlich Wasser eingeweicht und am nächsten Tag ohne weitere Zutaten gar gekocht. Nachgewürzt wird dann mit Kreuzkümmel, Knoblauch, rohen Zwiebeln und reichlich Olivenöl, dazu gibt es oft hartgekochte Eier und immer Fladenbrot als Beilage. Marokkanisches Ful wird noch mit Tomaten und Kräutern verfeinert, was mir persönlich besser gefällt als die eher minimalistische ägyptische Variante. 

Als Ergänzung serviere ich gerne Polenta nera, eine fast vergessene Tessiner Spezialität. Der Name bedeutet übersetzt "schwarzer Brei" und beschreibt ziemlich treffend die dunkelgrau-gesprenkelte Farbe der gekochten Polenta. Früher wurde nur Buchweizen verwendet, heute wird eine Mischung aus Mais- und Buchweizengriess bevorzugt. Je höher der Anteil an Buchweizen, desto kräftiger und dunkler wird die Polenta. Zwei aussergewöhnliche Gerichte, die aber wunderbar zusammen harmonieren. Und auf den letzten Drücker ab damit zur Herzensköchin, die ihren ersten Bloggeburtstag mit einem Event feiert, für den sie Gerichte mit Kicherbsen, Polenta, Couscous, Bulgur und Hirse sucht.


Für vier Personen:

  • 1 Dose gekochte Kichererbsen (265 gr Abtropfgewicht)
  • 1 Dose kleine Favabohnen (265 gr Abtropfgewicht)
  • 1 grosse Zwiebel
  • 2 El Olivenöl
  • 1 El Tomatenmark
  • 250 ml Tomatensaft oder Wasser
  • Salz
  • je 1 Tl frischer oder 1/2 Tl getrockneter Thymian, Bohnenkraut, Oregano, Majoran und Dill
  • 2 Prisen frisch gemörserter Kreuzkümmel
  • Pfeffer

Kicherbsen und Bohnen in ein Sieb leeren, gründlich abspülen und einige Minuten abtropfen lassen. Unterdessen die Zwiebel schälen und fein hacken. In einer Pfanne das Olivenöl erwärmen und die Zwiebelstücke darin bei mittlerer Hitze langsam anschwitzen. Die abgetropften Hülsenfrüchte zugeben, Tomatenmark unterrühren und wenn alles gut vermischt ist, Wasser oder Tomatensaft zugeben. Salzen, Deckel auflegen, Hitze hochdrehen und so lange kochen, bis die Sauce ziemlich dickflüssig ist (ca. 10 Minuten). Hitze zurückdrehen, den Deckel abnehmen, mit Kräutern, Kreuzkümmel und Pfeffer würzen und weitere fünf Minuten köcheln lassen, bis die Sauce fast eingekocht und sehr aromatisch ist. Zur Seite stellen und ein paar Minuten durchziehen lassen.

Unterdessen die Polenta zubereiten. Am einfachsten geht es mit fertig gemischter Polenta nera, die allerdings selten ausserhalb des Tessins erhältlich ist. Einfacher dürfte die italienische Version namens Polenta Taragna zu finden sein, hier in der Region wird sie zum Beispiel in der Manor verkauft. Sonst nimmt man 250 Gramm nicht zu feinen weissen oder gelben Polentagriess und mischt ihn mit 50 Gramm (evt. leicht geröstetem) Buchweizenmehl. Der Anteil kann natürlich auch wesentlich höher geschraubt werden, das ist reine Geschmacksache. Die auf der Packung angegebene Flüssigkeitsmenge um etwa 10 Prozent erhöhen und kräftig würzen nicht vergessen. Ich gebe hier bewusst keine genaueren Mengen an, da sich Flüssigkeitsbedarf und Kochzeit von Sorte zu Sorte erheblich unterscheiden können.

Für eine vegane Version wird die Polenta mit nur mit Wasser und Salz/Gemüsebrühe gekocht und mit frisch geriebener Muskatnuss abgeschmeckt. Mir gefällt sie allerdings mit einem Milch-Wasser-Gemisch wesentlich besser. Und wenn sich im Kühlschrank noch ein Stückchen Hartkäse zum Reiben (z.B. Sbrinz oder Pecorino) und eventuell noch ein, zwei Esslöffel voll Butter finden lassen, immer rein damit. Die Polenta kann nach der angegeben Kochzeit gleich serviert werden oder man löffelt die Masse in eine hitzebeständige Form, deckt die Oberfläche mit Klarsichtfolie ab (verhindert das Austrocknen) und lässt sie auskühlen. An diesem Punkt kann man sie auch für maximal drei Tage in den Kühlschrank stellen. Zum Braten in fingerdicke Scheiben schneiden, in Öl oder Butter auf beiden Seiten bräunen und heiss mit Ful servieren. Dazu noch ein grüner Salat und das Sommeressen für kühlere Tage ist perfekt abgerundet.

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Wieso Hestons Huhn als Salat endete....

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*Zapp* Eine Verkaufssendung, bei der sie für den gleichen Preis nicht nur eine Pfanne, sondern gleich drei Pfannen, dazu noch zwei (?) Deckel, sechs Steakmesser und eine falsche Perlenhalskette bekommen. *Zapp* Mike Shiva, angetan mit einer Elvis-Gedächtnis-Brille, legt der ständig anrufenden Ruth (wohl seine Mutti) die Karten und erzählt ihr sinnlosen Quatsch, den sie mit Entzücken aufnimmt. *Zapp* Eine halbnackte, nicht mehr ganz so taufrische Blondine mit einem beängstigenden Silikonbusen herrscht mich an, dass ich anrufen und mich mit ihr vergnügen soll. *Zapp* Es rennt ein Kettensägen schwingender Typ durchs Unterholz und killt im Vorbeigehen gleich mal zwei oder drei Teenies (die genaue Anzahl war nicht zu ermitteln, zu viele Blutfontänen und matschigen Innereien).*Zapp* Und da erscheint plötzlich Heston Blumenthal inmitten des nächtlichen Fernsehwahnsinns und erklärt mir, wie ich das weltbeste Huhn im Ofen zubereiten kann. Klingt verlockend, denn wer kennt das nicht: Beim Anschneiden des Vogels stellt sich heraus, dass die Brust zu trocken ist, die Schenkel dafür noch nicht ganz durch, die Haut labbrig statt knusprig und der ganze Aufwand war für die Katz. Er versprach das genaue Gegenteil, darum zückte ich einen Stift und notierte die wichtigsten Punkte gleich auf einen Zettel. Am nächsten Wochenende besorgte ich dann eine wunderschöne Maispoularde und hielt mich genau an die Anweisungen des Sternekochs.


Und? War es das beste Huhn ever? Ganz eindeutig: Nein. Die Brust war ein wenig zu trocken, die Schenkel zu rosa im Innern, aber die knusprige Haut, die war wirklich sensationell! Am Hühnchen selbst wird's wohl nicht gelegen haben, die Qualität an dem Stand ist durchgehend sehr gut. Lag es an der Grösse? Das könnte sein. Vielleicht war das Federvieh einfach zu klein, aber für zwei Personen kaufe ich keinen drei Kilo schweren Bomber. Oder lag es an der Form und das Ergebnis verbessert sich bei direkter Platzierung auf dem Gitter? Fazit: Eventuell werde ich für eine grössere Runde irgendwann einen zweiten Anlauf nehmen. Habt ihr schon mal ein Huhn nach Hestons Rezept zubereitet und wenn ja, wie fandet ihr es?


Eckdaten:

  • 1 Huhn, ca. 1,1 Kilo schwer (eine ehemals freilaufende Maispoularde vom Markt)
  • 120 gr Salz (pro Liter 60 gr Salz ergibt eine 6%ige Lösung / 1000ml : 100 = 10 x 6 = 60 gr)
  • 2 Liter Wasser 

Salz im Wasser aufgelöst, Poularde in eine 6-Liter Gefriertüte gegeben (schien mir hygienischer und praktischer), mit der Salzlösung bedeckt und 12 Stunden darin ziehen lassen.


Zum Fertigstellen:

  • 125 gr Butter (ca. 40 gr zum Einreiben, Rest für Bräunung)
  • 1 Zitrone
  • 2 grosse Zweige Rosmarin
  • 30 ml trockener Weisswein

Backen: 180 Minuten bei 90 Grad, bis die Kerntemperatur wie verlangt bei 75 Grad lag. Dann 45 Minuten ruhen lassen und zum Schluss mit der Grillfunktion noch 5 Minuten gebräunt.


Die Brust haben wir gleich verspeist, die Schenkel wanderten nochmal 15 Minuten in Alufolie eingepackt in den Ofen und wurden zusammen mit dem restlichen Fleisch am nächsten Tag in einen Kreolischen Chickensalat verwandelt. Der bestand aus den besagten Hühnerresten, Stangensellerie, mürben Äpfeln, Wasserkastanien, Mayo, saurer Sahne, Zitronensaft, geräuchertem Paprikapulver, ein wenig Tabasco und schmeckte sehr gut. Die Idee stammt aus dem Buch "Beeing Dead Is No Excuse - The Official Southern Ladies Guide To Hosting The Perfekt Funeral", aus dem ich auch das Rezept für das Tomatenaspik gemopst habe. Leider kann ich nicht mit genauen Mengenangaben dienen, es flog alles ungewogen in die Schüssel.


Vive la Suisse! Vive le Vin de Pêche!

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Der Schweizer Nationalfeiertag ist zwar erst morgen, doch viele Festivitäten finden schon heute statt. 
Vorteil: Man kann den arbeitsfreien Tag mehr geniessen und/oder seinen Rausch ausschlafen.
Nachteil: Es wird an beiden Abenden hier im Quartier wie wild geböllert.


Darum verabschieden wir uns Richtung Schrebergarten, wo es ruhiger zugeht und unsere, wie auch die Nerven des kleinen Schweinwolls, geschont werden. Er nimmt es zwar generell ziemlich cool, aber bei den ganz lauten Böllern zuckt auch er zusammen und wirkt nicht mehr so richtig glücklich. Herr C. packt deshalb gerade zum Anstossen ein paar Bierchen in den Korb, für mich ein Fläschen Vin de pêche und weg sind wir.

An dieser Stelle wünschen wir euch einen fröhlichen 1. August und sagen Adieu und bis bald.



Für zwei Flaschen à 0,75 Liter und ein paar Extraschlückchen:

  • 80 kleine Pfirsichblätter
  • 1,5 Liter Rotwein (z.B. Primitivo di Salento)
  • 150 gr Zucker
  • 150 ml Wodka 

Pfirsichblätter waschen, ein paar Runden in der Salatschleuder gönnen oder trocken tupfen und anknicken. Zusammen mit den restlichen Zutaten in ein grosses Einmachglas geben und fest verschliessen. An einen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen und während den ersten zwei Wochen täglich schütteln, damit sich der Zucker auflöst. Mindestens 40 Tage (bis spätestens Anfang Dezember)* ziehen lassen. Dann durch ein feines Sieb oder ein Geléetuch filtern, in die sauberen Flaschen abfüllen, Deckel gut zudrehen und nochmal mindestens 4 Wochen ruhen lassen. Im Keller aufbewahrt hält sich der Wein angeblich mehrere Jahre und soll dabei immer besser werden. Der Ansatz aus dem Jahr 2012 ist schon ratzeputz vernichtet, daher kann ich das mit der langen Haltbarkeit nicht aus eigener Erfahrung bestätigen. *hicks*

P.S. In Südfrankreich wird der Pfirsichblätterwein spätestens im August angesetzt, damit er mindestens drei Monate ziehen kann. Traditionell wird nämlich die erste Flasche des an Portwein mit Bittermandelnote erinnernden Vin de pêche an Weihnachten geöffnet und gekühlt als Apéritif gereicht.


Nicht ganz Hiltls Rüeblisalat mit Almonnaise

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Kaum zurück aus unserem Kurzurlaub (Fotos folgen), bin ich dank Zucchini- und Zwetschgenschwemme schon wieder leicht gestresst. Da bleibt nicht viel Zeit zum Kochen, aber für einen Rüeblisalat reicht es immer. Die Idee stammt aus dem Hiltl-Kochbuch, allerdings hat mir das Original, als ich es vor ein paar Jahren nachkochte, nicht besonders zugesagt. Doch mit ein paar kleinen Veränderungen kann daraus ein richtiger Partyknüller werden. 


Im Frühling mische ich oft Wiesenschaumkraut, Giersch oder auch fein geschnittenen Bärlauch unter. Später im Jahr werden die Wildkräuter durch Schnittlauch, Petersilie und/oder Kapuzinerkresse abgelöst. Herbstlich wird's mit einem geraspelten Apfel, Sellerie, Walnüssen oder vorgekochten Kastanien. Im Winter mag ich ihn am liebsten mit Pfälzer Rüebli, einer Handvoll Lauchstreifen und extra Orangenfilets, gerne auch mit Chiliflocken. Unten habe ich ein paar Ideen notiert, die Liste lässt sich aber noch beliebig erweitern.


Für 4 Personen als Beilage:

  • 600 gr Karotten
  • Saft einer halben Limette oder Zitrone
  • Saft einer halben Orange
  • 4-6 El Almonnaise oder Milchmayo
  • (Kräuter)Salz, schwarzer Pfeffer

Karotten waschen oder schälen und in dünne Stäbchen hobeln oder von Hand in Julienne schneiden. Bitte nicht fein raffeln oder raspeln, dabei werden die Karotten zu stark zerkleinert und als Folge geben sie zu viel Saft ab. Dadurch würde der Salat matschig und in der Sauce schwimmen. Mayonnaise mit Limetten- und Orangensaft verrühren (ggf. mehr Zitrussaft verwenden) und kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Die Karottenstäbchen in eine Salatschüssel geben und gut mit der Sauce vermischen. Mindestens 10 Minuten ziehen lassen und vor dem Servieren unbedingt nochmal abschmecken. Schmeckt auch nach einer Übernachtung im Kühlschrank noch sehr gut und als Sandwichbelag ist er ebenfalls nicht zu verachten.


Abwandlungen & Ergänzungen:

- statt normale Karotten z.B. gelbe Pfälzer Rüebli oder andere farbige Sorten verwenden
- eine winzige Stange bzw. ein etwa fingerlanges Stück Lauch, fein geschnitten 
- eine Handvoll glatte Petersilie, fein gehackt (oder Koriander, wer's mag)
- ein halbes Bund Schnittlauch, in feine Röllchen geschnitten 
- ein paar Blätter der Kapuzinerkresse, fein geschnitten
- Kapuzinerkresseblüten als Deko
- kleiner Apfel, geraspelt und mit wenig Limettensaft vermischt
- geraspelter Knollensellerie oder Stangensellerie in feinen Scheibchen
- gekochte (z.B. vakuumierte) Kastanien, geviertelt 
- Filets von 1-2 grossen Orangen
- grob gehackte Mandeln, Baumnüsse, geröstete Zedern- oder Pinienkerne
- Chiliflocken oder frische Chilischoten, fein gehackt

Und, und, und, und......


Sesam-Erdnuss-Karotten aus dem Ofen

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Meine Damen und Herren, bitte bleiben sie am Apparat, denn jetzt folgt der zweite Teil der beliebten Serie "Karottenverwertung für Fortgeschrittene". Zur Vorspeise gab es ja schon den Rüeblisalat mit Almonnaise und als Hauptgericht folgen die gebackenen Sesam-Erdnuss-Karotten. Ich mag am liebsten einen gemischten Salat dazu, aber sie passen auch als Beilage zu Pilaw, Gerstotto oder afrikanischen Gerichten.


Für 2-4 Personen:

  • 500 gr Karotten
  • 2 El Sesammus 
  • 1 El Erdnussbutter
  • 1 Tl Rapsöl
  • 1-2 Tl Akazienhonig oder Agavendicksaft
  • (Kräuter)Salz, geräuchertes Paprikapulver, frisch gemörserter Kreuzkümmel

Ofen auf 200 Grad vorheizen. Karotten gründlich waschen oder schälen und schräg in fingerdicke Scheiben schneiden. Tahini, Erdnussbutter, Öl und Honig in einem Schüsselchen verrühren und kräftig würzen. Karottenstücke einige Minuten dämpfen oder etwa drei Minuten in reichlich Salzwasser kochen, bis sie halbwegs gar sind. Abschütten, kurz mit kaltem Wasser überbrausen, gut abtropfen lassen und noch lauwarm mit der Sesamsauce vermischen. Backblech mit einem Backpapier belegen und die Stücke einzeln mit einem Löffel darauf verteilen. Blech auf der mittleren Schiene einschieben und 10-12 Minuten backen, bis die Kruste hellbraun und das Gemüse durchgegart ist. Heiss oder lauwarm servieren. Nur mit Salat reicht die Menge für zwei hungrige Leute, mit Getreide oder anderen Beilagen auch für vier Esser.


Viel zu kurz, aber trotzdem schön...

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 ...war unser Blitzurlaub, der uns zuerst durchs malerische Appenzellerland nach Österreich führte.


 Übernachtet wurde in Trogen/AR, doch vorher gab es noch einen Erkundungsspaziergang 




(Bild anklicken, dann wird der Text lesbar)

 Blick aus dem Fenster unseres Hotelzimmers 

Im Gasthaus Schäfli kann man nicht nur übernachten, sondern auch gut und günstig speisen.
Besonders sympathisch: Es werden bevorzugt biologisch erzeugte Lebensmittel aus der Region verwendet. Angeschlossen ist noch ein winziger Laden, so ist die Rundumversorgung gesichert.

 Und an jedem ersten Sonntag im Monat wird auch noch ausgiebig gebruncht. 
Unbedingt den gebratenen Speck (von eigenen Säuli) und die Heidelbeertörtli probieren.
 (Ich sage nur: Diplomatcrème mit Kirsch...mmhhh...)

 Abstecher zu den Wurzeln von Herrn C. an den Bodensee

 Das Labitzke-Areal in Zürich einen Tag vor der Räumung


 Den Abend liessen wir bei Tante Z. mit Eglifilets, Jakobsmuscheln, Zucchetti aus dem Garten, grünen Bohnen und einer Flasche Rotwein ausklingen

Auf der Rückfahrt wollte Herr C. mich noch dorthin entführen. Ich habe dankend abgelehnt.


Sonniger Safranzopf

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Man könnte meinen, es wäre tiefster Herbst. Nix mit Sonnenbaden auf der Terrasse, lauschigen BBQ-Sessions im Garten oder ähnlichem. Der Regen schlägt auf's Gemüt, da muss Abhilfe her. Der ewig frierende Herrn C. verkriecht sich unter einer dicken Decke auf dem Sofa und das Schweinwoll schliesst sich gerne seinem Chef an. Gruppenkuscheln ist ja ganz gemütlich, aber weil die zwei alleine soviel Platz beanspruchen wie eine ganze Herde See-Elefanten zusammen, verziehe ich mich lieber in die Küche und backe Brot. Ein Zopf ist dann die perfekte Wahl, da er keine Vorbereitungszeit benötigt und die Zutaten immer im Haus sind. Safran ist kein Must-have in meinem Vorratsschrank, aber weil ich letzthin bei einer Geschäftsaufgabe drei Mehrfachpackungen zum Preis von einer ergattern konnte, werden hier in nächster Zeit wohl noch mehr Rezepte damit auftauchen. Alleine schon wegen der stimmungsaufhellenden Färbung solltet ihr den Safranzopf unbedingt ausprobieren (die Idee stammt übrigens von dieser Seite). Geschmacklich überzeugt er natürlich auch, aber das muss ich euch ja wohl nicht sagen, oder? ;-)


Für einen Zopf:

  • 300 gr Weizenmehl Typ 405
  • 200 gr Weizenmehl Typ 550 oder Halbweissmehl*
  • 5 gr Trockenhefe
  • 100 ml warmes Wasser
  • 2 Briefchen / 0,2 Gramm gemahlener Safran
  • 60 gr Butter
  • 200 ml Milch
  • 20 gr Honig
  • 10 gr Salz
  • wenig Milch oder ein kleines Ei zum Bepinseln

Beide Mehlsorten mit der Trockenhefe in der Schüssel der Küchenmaschine vermischen und in der Mitte eine Mulde formen. Safran im warmen Wasser auflösen. Butter in einem Topf schmelzen, Milch zugeben und lauwarm werden lassen. Honig und Salz darin auflösen. Safranwasser zur Milchmischung geben und kurz durchrühren. Flüssigkeit in die Mulde giessen. Drei Minuten auf der untersten Stufe vermischen, dann etwa 5 Minuten auf mittlerer Stufe kneten lassen, bis der Teig sich schön geschmeidig anfühlt. Kurz von Hand durchkneten (er darf nicht mehr kleben), zu einem Ball formen, kreuzförmig einschneiden und zurück in die eingeölte Schüssel legen. Etwa 90 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat.

Ofen auf 220 Grad vorheizen. Teig entgasen und in zwei gleich grosse Stücke teilen. Diese grob länglich formen, mit eingeölter Klarsichtfolie abdecken und 10-15 Minuten entspannen lassen. Dann zu ca. 50 cm langen Strängen formen und zu einem einfachen Zopf flechten. Eine Anleitung mit Bildern findet ihr zum Beispiel hier. Auf das mit Backpapier belegte Backblech legen, mit der Klarsichtfolie von vorhin bedecken und etwa 40 Minuten aufgehen lassen, bis sich der Zopf fast verdoppelt hat. Folie abziehen, Zopf mit Milch oder verquirltem Ei bepinseln und auf der zweiten Rille von unten einschieben. Schwaden und Temperatur auf 200 Grad senken. 15 Min backen, dann die Hitze auf 180 Grad regulieren und weitere 20-25 Minuten backen. Auf einem Gitter vollständig auskühlen lassen und möglichst bald verputzen.

*Falls ein weicher Zopf gewünscht wird, nur Weizenmehl Typ 405 verwenden.

Und da ich ein grosser Fan des wöchentlichen YeastSpottings bin, wandert der Zopf gleich dorthin.



Coco'Nog

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Frage: Charakterisieren sie bitte das Wetter der letzten Tage.

Antwort: Total durchgeknallt ist noch untertrieben.

Wahnsinn ist ja bekanntlich ansteckend, deshalb habe ich mir mitten im August schon vier Mal eine eierlose Variante des eigentlich weihnächtlichen Eggnogs gemixt. Und das Zeuch ist richtig flexibel! Wenn das Thermometer über 25 Grad klettert, nimmt man gefrorene Bananen. Sinkt es unter 15 Grad, einfach die Milch vorher erhitzen. Vormittags den Rum weglassen und nach 17 Uhr wird zum Strohrum gegriffen. Cheerio, Miss Sophie.


Für 2 grosse Gläser:

  • 2 grosse Bananen, vollreif
  • 350 ml Kuh- oder Mandelmilch (evt. mehr zum Verdünnen)
  • 125 ml Kokosmilch
  • 1/3 Tl Spekulatiusgewürz/Mixed Spice o.ä.
  • 1/3 Tl Zimt
  • 1/4 Tl Ingwerpulver
  • 1/4 Tl Kurkuma
  • Agavendicksaft nach Geschmack
  • 2 Tl brauner Rum 

Alles in den Standmixer werfen, zwei Minuten volle Pulle laufen lassen und dann geniessen. 


Browniekuchen mit Miso

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Ich bin süchtig! Ja, ihr habt richtig gehört. Ich werde wohl den Rest meines Lebens diesem Schokokuchen mit Miso verfallen sein und es keine Sekunde lang bereuen. In der amerikanischen Blogwelt wird Miso schon länger als DIE neue Geheimwaffe für Süssspeisen gehandelt. Kuchen, Glasuren, Cookies, Eis und sogar Milchshakes erhalten durch die fermentierte Paste einen Touch Umami. Essentiell für dieses Rezept ist die Verwendung einer hellen, möglichst glatten Misosorte ohne Zusatzstoffe. Dunkleres Miso hat oft einen ausgeprägten Eigengeschmack, der für Desserts zu dominant sein kann. Mehr zum Thema erfährt man hier im Wall Street Journal, aus dem übrigens auch das Basisrezept stammt. Der Kuchen hat bisher alle Testesser durch seinen runden Geschmack, die wunderbar saftige Brownie-Konsistenz (und ich meine saftig, nicht klitschig!) und das leicht salzige je ne sais quoi überzeugt. Wer mag, kann die Form nach dem Ausbuttern noch mit gerösteten Sesamsamen ausstreuen, damit kommt man dem Original noch ein bisschen näher.


Für eine Gugelhupfform mit 16 cm Durchmesser (3 Cups Fassungsvermögen):

  • 100 gr Butter + ein Knubbel zum Ausfetten der Form
  • 100 gr dunkle Schokolade mit mind. 50 % Kakaoanteil
  • 20 gr helles Miso* 
  • 100 gr Zucker 
  • 40 gr Mehl 
  • 7 gr Schokoladepulver
  • 3 gr Kakaopulver 
  • knapper 1/2 Tl Weinsteinbackpulver
  • 2 grosse Eier (zusammen 150 gr mit Schale)

Ofen auf 170 Grad vorheizen und die Form gut ausbuttern. Im Wasserbad Butter und zerbröckelte Schokolade schmelzen lassen. Wenn die Schokolade vollständig flüssig ist, das Miso mit einem kleinen Schneebesen klümpchenfrei unterrühren. Schüssel zur Seite stellen und ein bisschen abkühlen lassen. Unterdessen in einer Teigschüssel Zucker, Mehl, Schokolade, Kakao und Backpulver vermischen. Unter ständigem Rühren die Schokolade-Miso-Butter in die Schüssel zu den trockenen Zutaten giessen. Jedes Ei einzeln mit dem Schneebesen kurz und kräftig unterrühren, bis der Teig homogen ist. In die vorbereitete Form giessen, Gitter auf der zweiten Schiene von unten einschieben und den Kuchen 35 Min backen. Stäbchenprobe nicht vergessen. Danach 5 Minuten im abgeschalteten, leicht geöffneten Ofen stehen lassen. Aus dem Ofen nehmen, auf einem Gitter 15 Minuten abkühlen lassen und erst dann stürzen. Hält sich, gut verpackt und kühl gelagert, mindestens drei Tage.

* Zum Beispiel Miko-chan Miso ohne Zusätze, gekauft bei Nishi in Zürich. Das dort erhältliche Saikyo Shiromiso (ideal für Süsses) enthält leider Glucosesirup und kam für mich daher nicht in Frage. 

Noch bis zum 15. September suchen Claudia und Zorra nach Smooth Food. Für diesen Event spendiere ich den beiden doch gerne einen Kuchen. Oder vielleicht auch zwei. Und natürlich Unmengen von eifreier Vanillesauce, falls gewünscht.

Blog-Event CI - Smooth food, geschmeidig und genussvoll! (Einsendeschluss 15. September 2014)


Senegalesisches Mafé

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Mafé ist ein im Senegal sehr beliebtes Eintopfgericht. Normalerweise wird es mit Fleisch zubereitet, hier präsentiere ich euch eine vegetarische Version. Es existiert kein Standartrezept, jede Hausfrau bereitet ihr Mafé ein wenig anders zu. Grundzutaten neben dem (weggelassenen) Fleisch sind Gemüse und massig Erdnussbutter. Welche Gemüsesorten im Topf landen, bestimmt das Marktangebot. Ich habe genommen, was gerade im Kühlschrank war. Nicht typisch afrikanisch, dafür regional und saisonal. Passen würden beispielsweise auch Kürbis, Süsskartoffeln, Maniok, Steckrüben, Auberginen und Weisskohl. Das Tomatenmark kann durch zwei Tomaten ersetzt werden und die Erdnussbutter durch frisch gemahlene Erdnüsse. Die Bouillonwürfel sind nicht zwingend, verleihen aber den typischen Grundgeschmack. Milde Currypaste für eine scharfe Version durch frische Chilischoten ersetzen und wer es deftig mag, nimmt die doppelte oder dreifache Menge Erdnussbutter.  Ein Mafé aus der unten angegebene Gemüsemenge reicht solo für 2-3 hungrige Esser, mit Reis oder Polenta als Beilage auch für doppelt so viele Leute.


Für 4 Personen:

  • 2 El Erdnuss- oder Rapsöl
  • 1 mittelgrosse Zwiebel
  • 1 grosse Knoblauchzehe
  • 1 Tl milde Currypaste (Massaman)
  • 4 Karotten
  • 3 Kartoffeln
  • 2 grosse Knollen Topinambur
  • 1 grosse Kohlrabiknolle oder Navetrübe
  • 1 gehäufter El Tomatenmark
  • 2 Maggi Bouillon Cubes
  • die Hälfte eines kleinen Wirsingkopfes
  • 3 gehäufte El ungesüsste Erdnussbutter
  • Pfeffer, Salz

Zwiebel schälen, halbieren und in kleine Stücke schneiden. Knoblauch schälen, ggf. entkeimen und fein hacken. Öl in einer tiefen Pfanne erhitzen und die Zwiebelstücke darin langsam anschwitzen. Unterdessen das restliche Gemüse schälen. Karotten in dünne Scheiben schneiden, restliches Gemüse in etwa gleich grosse Stücke zerteilen. Knoblauch, Currypaste und Karotten in die Pfanne geben und bei mittlerer Hitze 3 Minuten rührbraten. Danach Kartoffeln, Topinambur und Kohlrabi 3 Minuten  mitbraten. Hitze hochdrehen und soviel kaltes Wasser zugiessen, bis das Gemüse gut davon bedeckt ist. Tomatenmark und zerbröselte Bouillonwürfel unterrühren. Deckel auflegen und fünf Minuten kochen. Zwischenzeitlich Wirsing vom Strunk befreien, der Länge nach halbieren und in grosse Stücke schneiden. Zusammen mit der Erdnussbutter in die Pfanne geben und soviel Wasser nachfüllen, dass das Gemüse gut in der Sauce schwimmt. Hitze auf mittlere Stufe herunter drehen und so lange köcheln, bis das Gemüse gar ist. Nach etwa 10 Minuten war bei mir das Gemüse durch und die Sauce schön dickflüssig. Pfeffern und nach Bedarf salzen. Am besten noch ein paar Minuten auf der ausgeschalteten Herdplatte ziehen lassen. Falls die Sauce zu sehr nachdickt, mit wenig heissem Wasser verdünnen. Solo, mit Reis oder Polenta servieren. 


Salat der rosa Prinzessin

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Wettertechnisch ist eigentlich Suppe statt Salat angesagt. Doch wie die Cowboys es in alten Hollywoodfilmen so schön ausdrückten: Diese Stadt ist einfach zu klein für Herr C. und eine Randensuppe. Er rennt ja schon schreiend aus der Küche, wenn ich Zwetschgenmus koche. Und alles nur, weil es ihn farblich an pürierte Randen erinnert. Aber das Bund musste verarbeitet werden, da führte kein Weg daran vorbei. Auf der Suche nach einer anderen Lösung erinnerte ich mich glücklicherweise an einen phantastischen Salat, den ich vor etlichen Jahren in der Türkei serviert bekam. Ein Blick in "Die klassische türkische Küche" half wie so oft weiter. Ein paar kleine Anpassungen und zack, stand ein wunderbarer Salat vor mir. Reste einfach in den Kühlschrank packen und in den nächsten Tagen geniessen.


Für 4-6 Personen:

  • 1 Bund mittlere Randen, 4 Stück (ca. 1 Kilo inkl. Blätter)

Ofen auf 210 Grad vorheizen. Blätter etwa 2,5 cm über den Randenknollen kappen (wichtig, sonst bluten sie beim Backen aus), waschen und noch feucht in Alufolie packen. Gitter auf der mittleren Schiene einschieben, Alupäckchen drauflegen und 45-65 Minuten backen. Wenn ein eingestochenes Messer wie durch weiche Butter flutscht, sind sie gar. Um Strom zu sparen, kann das Gemüse auch 2-3 Tage im Voraus zusammen mit Aufläufen oder Brot gebacken werden. In der Folie auskühlen lassen, sie sind dann einfacher zu schälen. Unzerteilt sind sie ein paar Tage im Kühlschrank haltbar. 

  • 200 gr griechisches Schafmilchjoghurt mit 10% Fett
  • Saft einer grossen Zitrone
  • 3 El Olivenöl
  • 1 Tl getrocknete Nana-Minze
  • 1 richtig grosse Knoblauchzehe
  • (Kräuter)Salz, Pfeffer

Joghurt mit Zitronensaft, Olivenöl und Minze glatt rühren, dann kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Knoblauchzehe schälen, fein zermusen und unter die Joghurtsauce rühren. Randen schälen und auf der Bircherraffel direkt in die Sauce raffeln. Mischen, abdecken und wenn möglich, mindestens zwei Stunden durchziehen lassen. Ggf. mit Zitronensaft, Salz und Minze abschmecken und zimmerwarm servieren.


Vergesst Dulce de Leche. Heute gibt es Miso-Caramel!

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Der erste Versuch mit Miso in einer Süssspeise war ja ein voller Erfolg (siehe Browniekuchen mit Miso), darum wollte ich noch ein bisschen mehr mit der fermentierten Paste herumexperimentieren. Ich suchte mir diese Caramelsauce heraus und war schon beim ersten Anlauf schwer begeistert. Auch die vegane Version mit Kokosmilch statt Sahne steht dem Original in nichts nach. Dann begann ich ein wenig mit den Zutaten zu spielen, um etwas in Richtung Aufstrich zu erhalten. Sauce ist ja schön und gut, aber ich wollte dieses geniale Caramel auf frische Brötchen streichen können. Oder zwischen zwei Kekse. Mmmmmhhhh......


Wer es flüssiger mag, nimmt einfach 50 Gramm mehr Sahne oder Kokosmilch. Vanillemark rundet das Karamell hervorragend ab, einfach ein wenig davon zusammen mit dem Miso einrühren.


Für etwa 350 ml:

  • 330 gr Zucker
  • 110 gr Wasser
  • 200 gr Sahne oder Kokosmilch
  • 35 gr helles Miso

Zucker und Wasser in einen ausreichend grossen Topf mit schwerem Boden geben. Auf mittlerer Hitze karamellisieren lassen. Wenn der Topfinhalt sehr gut riecht, die Farbe von hellgolden zu einem satten Dunkelgold wechselt und die ersten dünnen Rauchfähnchen aufsteigen, den Topf sofort vom Herd ziehen. Bei mir geht es auf Stufe 7,5 von 9 etwa 10 Minuten, bis das Karamell dieses Stadium erreicht. Sahne unter stetigem Rühren vorsichtig zugiessen. Achtung: Das Caramel brodelt dabei wie verrückt und durch den heissen Dampf droht Verbrennungsgefahr! So lange weiterrühren, bis sich Karamell und Sahne zu einer dickflüssigen Sauce verbunden haben. Miso klümpchenfrei einrühren und in ein sauberes Marmeladeglas umfüllen. Auskühlen lassen und erst dann mit dem Deckel verschliessen. Hält sich im Kühlschrank mehrere Wochen. Natürlich kann man das Miso-Caramel auch als Sauce nutzen. Ein paar Esslöffel davon in einen kleinen Topf geben und zusammen mit etwas Flüssigkeit leicht erwärmen. Fertig.


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